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"Andere" Zweigelt: z. B. Christian Tschida, Illmitz; Michael Andert, Pamhagen; Domäne Müller, Weststeiermark (kein Anspruch auf Vollständigkeit)
Zweigelt fährt zweigleisig. Einerseits ist er der beliebteste österreichische Rotwein. Man schätzt ihn, weil er weich, fruchtig und bald einmal zugänglich ist, niemanden mit zu hohen Ansprüchen belästigt und preisgünstig zu haben ist. Gern geht er - horribile dictu - halbtrocken oder lieblich über den Ladentisch. Gleichzeitig hat er ein Imageproblem. Auskenner rümpfen die Nase: Immerhin hat man einiges über hochwertigen Wein gehört. Und Zweigelt spielt dabei nicht mit - außer als Cuvée-Bestandteil. Niemand schwadroniert über ideales Zweigelt-Terroir oder fantasiert von Lagen, in denen er zur Legende wurde. Josef Umathums Zweigelt Hallebühl ist dabei die Ausnahme, die Regeln bestätigt.
In Zukunft ist jedoch mehr zu erwarten. Er ist eine Rebsorte, die, rechnet man in Weinvegetationszyklen, kaum der Pubertät entwachsen ist. Davon sind noch rund 20 Jahre wegzurechnen, in denen vor allem darauf geschaut wurde, möglichst viel herauszubekommen, nicht möglichst Gutes. Seit den 1960ern großflächig in den Weingärten, bleiben gerade einmal 50 Ernten, in denen ausprobiert werden konnte, was er kann. Verglichen mit Blaufränkisch, Riesling oder Pinot noir, die Jahrhunderte auf den Buckeln haben, eine lächerlich kurze Zeitspanne. Dass die Sorte immer an den geeignetsten Plätzen steht, darf auch bezweifelt werden: Bekannt gute Weingärten waren jenen Sorten vorbehalten, von denen man wusste, dass sie passten, und die man teurer verkaufen konnte.
Tiefe Wurzeln, beste Trauben
Vor einigen Jahren verschrieb man sich nun der Qualität. Maßnahmen, die den Schwenk zur Qualität ausmachen, werden immer öfter auf den 1922 ursprünglich als Massenwein gezüchteten Zweigelt angewandt. Ein Aspekt dabei: Nur wenige Produzenten verfügen heute über ältere Anlagen, die in den 1970ern gepflanzt wurden, deren Rebstöcke tief verwurzelt und in einem Ertragsgefüge sind, um bestmögliche Trauben hervorzubringen. Zweigelts aus diesen Anlagen zeigen, dass diese Sorte die Eigenschaften weich und zugänglich mit Struktur, Mineralität und Potenzial verbinden kann. Und das ist erst der Anfang.(Luzia Schrampf/DER STANDARD/rondo/13/08/2010)