Ein bisschen mehr Mut täte gut!

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"24 hours in one day. 24 bottles in one case of beer. Coincidence?" Das ist einer jener lustigen Sprüche, die man auf amerikanischen T-Shirts finden kann. Tatsächlich hat das Verpacken von sechs mal vier Steinie-Flaschen in amerikanischen Bierkartons ebenso wie das Verschweißen von sechs mal vier Dosen in auf einem eher mit der Konstruktion von Verpackungsmaschinen und den auf Paletten verfügbaren Dimensionen zu tun.

Aber natürlich lässt sich mit der Zahl 24 doch viel anfangen, vor allem im Advent. Vorgemacht hat es schon vor Jahren der österreichische Brauereiverband, der verschiedene Biere seiner Mitgliedsbetriebe in eine Kiste steckte, einen lustig bedruckten Karton mit 24 "Türchen" als Verschluss darüber klebte und an Meinungsführer verschickte: Der Bier-Adventkalender war geboren. Man darf ihn halt nicht an die Wand nageln - nicht nur wegen des Gewichts der vollen Kiste, sondern vor allem weil das Bier nicht kalt ist: Wenn man erwartungsvoll ein Türchen öffnet und ein gutes Bier entnehmen will, dann möchte man es ja auch gleich kosten.

Gut, dafür gibt es kühle Keller oder auch Balkone. Wichtiger ist, was in so einem Adventkalender an Überraschungen wartet. Beim Brauereiverband waren es verständlicherweise heimische Biere. Die Firma Kalea, die in diesem Jahr ihren "Bierkalender" (das Stück um knapp 40 Euro ab Lager in Salzburg, außerdem im Handel bei Merkur und BauMax) auf den Markt bringt, hat sich da etwas mehr Freiheit gegönnt. Zwar wird stolz darauf verwiesen, dass in den 24 Fächern Biere aus allen neun Bundesländern sind, man hat aber auch ein paar "Bierspezialitäten aus Tschechien, Deutschland, Belgien, Holland und Irland" in die Box gepackt.

Freilich: Allzu speziell ist das nicht, was hier geboten wird. Man muss schon sehr nachsichtig sein, wenn man Mainstream-Lagerbiere wie Stella Artois, Miller Genuine Draft oder Nastro Azzurro für "Spezialitäten" hält. Aus Belgien gäbe es doch eine Handvoll Trappistenbiere oder gar das eine oder andere saure Ale. Die USA böten die größte Biervielfalt der Welt - und dann soll man Miller für speziell halten? Und ein Bier von Peroni, wenn es die tollen Biere aus den italienischen Kleinbrauereien gäbe? Ein bisschen mehr Mut täte gut! Aber vielleicht kommt der ja mit den Bieren unter dem Christbaum? (Conrad Seidl/Der Standard/rondo/26/11/2010)