Flo Peitl hat mit seinem "Floß" bei der Börse ein richtig solides Wirtshaus geschaffen.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Geradezu massiv: die dunkel gebeizte Lamperie.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Florian Peitl hat sich sein Medizinstudium mit Kellnerieren verdient. Das mag gut für das Image der Studierenden sein, die der Volksmund (bekanntlich ein Schandmaul) durch die Bank zu Tachinierern stempelt. Für seine Profession war der junge Mann damit aber verloren: ein Leben als Wirt schien ihm fürderhin verlockender.

Nun mag man einwenden, dass der Mann das Siechtum der Bevölkerung damit erst recht befördert, statt es zu lindern - oder zumindest hinterher zu reparieren. Anderseits darf bittschön jeder für sich entscheiden, wie er sein Glück (und auch sein Ende) findet.

Für die Wiener Wirtshauslandschaft darf das Gasthaus Floß jedenfalls als Glücksfall gelten. Einerseits, weil das Lokal an der Ecke Börse-/Eßlinggasse jetzt ungleich besser aussieht als zuvor (war aber nicht schwer). Und anderseits, weil Peitl mit Küchenchef Bernhard Greiner einen guten Griff getan zu haben scheint. Weil: Dass sich heutzutage ein Koch mit echtem Können mittags wie abends hinstellt, um engagierte, tief in der Tradition verwurzelte und dennoch täglich neu variierte Wiener Küche zu kochen, ist alles andere als selbstverständlich. Wenn Greiner den Schwung der ersten Tage (stets die schwersten) beibehält, dann hat die Stadt eine wirklich spannende, neue Adresse für ihre Leib- und Magenküche.

Alles andere als fad

Die Karte wird zweimal täglich gewechselt, wobei Schnitzel (vom Kalbsrücken) und Gulasch stets vorrätig sind und eine Auswahl von zumindest zwei Fischen und zwei panierten Speisen laut Peitl gewährleistet sein muss, außerdem mindestens ein Schmorgericht, ein gekochtes Rindfleisch mit Beilagen sowie diverse Innereien.

In Süßwein gesulzte Rindswangerl zur Vorspeise machten schon einiges her, wurden von Ochsenmaulsalat (ja!) mit Käferbohnen und knackfrischem Salat aber locker ausgebremst. Alles andere als fad auch die fruchtige Säure der Linsenpüreesuppe mit einem zartrosa Stück Lammfilet als Einlage. Knusprige Erdäpfelpuffer mit Rauchforelle und Mousse von derselben gerieten für ihren Wohlgeschmack zu klein - waren aber auch nur eine Vorspeise.

Dafür sind die Hauptspeisen riesig (also bitte, Herr Dr.!), ob satt papriziertes Hirschgulasch mit Erdäpfelknödel (top), Karpfen gebacken mit Kernölmayo (prachtvoll) oder gegrillte Niere vom Biokalb (Bild). Auch nicht schwach: gleich viererlei Biere vom Fass. (Severin Corti/Der Standard/rondo/26/11/2010)