Erst ein, dann zwei, dann drei, dann Bier - dann steht das Christkind vor der Tür.

Foto: Matthias Cremer

Letzte Woche gab es im Standard ein Spiel, dessen Teilnehmer folgende Frage beantworten sollten: "Weihnachtszeit ist Bockbierzeit. Wie kam es dazu?

1) Weil der Ziegenbock an der Weihnachtskrippe fehlt.

2) Weil Bock das Fastenbier im Advent war.

3) Weil Bockbier gut zu Gans und Karpfen passt."

Antwort eins ist recht originell, schließlich soll es Weihnachtskrippen geben, die mit Teddybären und Spielzeugsauriern aus dem Kinderzimmer dekoriert werden. Aber wir belassen es bei Ochs und Esel.

Und tippen auf die kulinarische Antwort Nummer drei. Zweifellos ist das kräftig eingebraute Bier geeignet, Gänsefleisch und Gänsefett leichter verdaulich erscheinen zu lassen. Und der Karpfen gehört zu jenen Fischen, die auch kräftiger gehopfte Biere, wie es die modernen Böcke sind, nicht allzu übel nehmen. Aber das ist keine historisch haltbare Begründung, warum das Starkbier zum Weihnachtstrunk wurde.

Adventzeit ist Fastenzeit

Vielmehr handelt es sich beim Weihnachtsbock gar nicht um einen Weihnachtstrunk, sondern um ein für den Advent gebrautes Bier. Richtig ist also Antwort zwei - auch wenn heute schon vielfach vergessen ist, dass die Adventzeit früher (bis 1917) als Fastenzeit gegolten hat: Da hat man den weihnachtlich vollen Tisch mehr zu schätzen gewusst. Und man hat sich in den Wochen davor mit kräftigem Bier darüber hinweggetröstet, dass der fromme Christ eben nicht (oder zumindest nicht sättigend) essen durfte. Doch galt die Regel "Liquidum non frangit ieiunium - Flüssigkeit bricht das Fasten nicht".

Oft wird diese Regel mit der Anekdote unterlegt, dass deutsche Mönche dem Papst ihr Bier zum Kosten geschickt hätten, auf dass der Heilige Vater beurteilen möge, ob dieses als Fastentrunk zulässig wäre. Nach langer Reise sei dieses Bier verdorben in Rom angekommen und sei dem Papst als wahrer Büßertrank erschienen. Das aber ist nicht belegt. Und es ist auch nicht sehr wahrscheinlich, dass das gestimmt hat: Denn die nach "Einbecker Art" gebrauten (und daher "ein Bock" genannten) Biere waren aufgrund ihres hohen Alkoholgehalts und ihrer kräftigen Hopfung schon immer sehr gut haltbar. So gut, dass im 13. Jahrhundert die Universität Salerno Einbecker Bier als "vinum bonum", also als "guten Wein", qualifiziert hat. (Conrad Seidl/der Standard/rondo/24/12/2010)