Die Allure of the Seas, das größte Kreuzfahrtschiff auf der Welt: eine schwimmende Stadt mit 30.000 PS. Ob ihrer Größe kreuzt das Schiff nur in der Karibik.

Foto: cr

Auf der Allure haben bei maximaler Belegung rund 6300 Gäste auf 16 Passagierdecks Platz, betreut von 2165 Crew-Mitgliedern.

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Claudia Ruff erkundete das Angebot an Bord - aber zuvor war Shopping in Fort Lauderdale angesagt.

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Fort Lauderdale ist der Sitz der US-Reederei Royal Caribbean, vom dortigen Hafen startet auch das neueste Schiff, die "Allure of the Seas" oder zu Deutsch: die Verlockung der Meere. 

Floridas größte Shopping-Mall abgrasen

Empfehlenswert ist es, bereits einige Tage vor dem Schiffs-Bording nach Miami zu fliegen und Floridas größte Shopping-Mall, Sawgrass Mills, abzugrasen. Dem Dollar-Kurs und Ausverkauf sei Dank, können in den Designer-Outlets größere und kleinere Vermögen ausgegeben werden. Um sich auf das Schiff ein zustimmen, geht's mit dem Auto zunächst nach Miami-Beach entlang der A1A Palm Harbour.

Dort durch das Art-déco-Viertel schlendern und anschließend am Strand in einer der vielen Bars einen Cocktail zu trinken steigert die Vorfreude auf das, was noch kommt. Wer am Rückweg zum Hotel, praktischerweise Hilton Marina Fort Lauderdale (unbedingt ein Zimmer im Tower mit Meerblick nehmen), noch Lust und Geld hat, macht einen Abstecher in die Bayside Mall, isst am Hafen Seafood und geht noch ein letztes Mal - genau - shoppen.

Schwimmende Stadt mit 30.000 PS

Dann wird auch schon das Auto (praktischerweise gleich neben dem Hotel an der Marina) zurückgegeben. Vom Hotel aus war der Meeresgigant ja bereits eindrucksvoll zu bestaunen, aber in natura bleibt einem wirklich der Mund offen: Die Allure of the Seas ist eine schwimmende Stadt mit 30.000 PS. Nur um einen Vergleich zu haben: 360 Meter ist die Allure lang - der größte US-Flugzeugträger misst gerade einmal 319 Meter.

Auf der Allure haben bei maximaler Belegung rund 6300 Gäste auf 16 Passagierdecks Platz, betreut von 2165 Crew-Mitgliedern. Seit Anfang Dezember schwimmt diese Kleinstadt durch die westliche und östliche Karibik und steuert unter anderem Häfen in Jamaika, Mexiko, auf den Bahamas, St. Thomas und St. Maarten an.

Ein paar weitere Details des Riesenkreuzers: 21 Pools, 26 Restaurants, ein Theater mit 2160 Plätzen und das Freiluft-Aquatheater mit 735 Plätzen sorgen für Abwechslung im Kreuzfahrer-Alltag, dazu zwei Surfsimulatoren, eine Seilrutsche und zwei Kletterwände für den Adrenalinschub. Doch manche Extras kosten auch extra: Für eine Trainerstunde im Fitnesscenter (158 Geräte) werden 85 Dollar verrechnet.

Ähnliches gilt für den Spa-Bereich: Eine Wochenkarte für Sauna, Dampfbad und Co kostet 150 Dollar, die Tageskarte 30 Dollar. Wer das Privatdampfbad für zwei Personen eine Stunde lang benützen will, zahlt 190 Dollar. Ganz abgesehen von einer 30-minütigen Botox-Behandlung, die mit rund 400 Dollar zu Buche schlägt. Mengenrabatt gibt es auch beim Zahnbleichen: 360 Dollar für ein Paar, 199 Dollar, wer sich alleine traut.

Eigene Cupcake-Bäckerei

Extra bezahlt werden muss an Bord auch für Alkoholika, Spezialitätenrestaurants, einige Theatervorstellungen und natürlich Landausflüge. Wild sind vor allem die Amerikaner auf die eigene Cupcake-Bäckerei am Schiff. Für die süßen Muffins werden knapp über zwei Dollar verlangt. Kinder können Sie im Laden selbst fabrizieren und lassen sich dann ganz stolz vor dem Geschäft damit ablichten.

Tom Fecke, bei der Reederei für den deutschsprachigen Raum zuständig, bezifferte im Gespräch mit dem Standard die Kosten für eine Woche Kreuzfahrt mit durchschnittlich 900 bis 1000 Dollar pro Person. Erfahrungsgemäß kommen aber nochmals so viel für Extras dazu und natürlich der Flug. Als Fix-Trinkgeld werden zehn Dollar pro Tag für Erwachsene und fünf Dollar pro Kind abgebucht. Kinderbetreuung wird in vier Gruppen angeboten: Ab sechs Monate bis zwei Jahre, drei bis fünf Jahre, sechs bis acht Jahre und von neun bis elf Jahre.

Teuerste Suite ausgebucht

Sorgen, dass sich angesichts der stolzen Preise zu wenige Passagiere melden, macht sich die Reederei jedenfalls nicht - so ist die teuerste Suite des Giganten, die Royal Loft Suite mit 141 Quadratmetern, Flügel und Whirlpool, schon bis 2012 ausgebucht. Und eine Sieben-Tages-Reise in der Luxuskabine für bis zu sechs Personen kostet immerhin 8425 Euro - pro Person.

Das Fußvolk nächtigt in einer (sehr zweckmäßig eingerichteten) Innenkabine, besser sind die Außenkabinen, aber auch teurer. Die Innenkabinen (alle mit Balkon) sind laut und um sechs in der Früh sorgt das Putzkommando für unfreiwillige Unterhaltung der Gäste. Aber es ist zum Aushalten.

Chefkoch an Bord und damit Herr über 350 Beschäftigte in den Küchen ist der Deutsche Ivo Jahn, der bereitwillig erzählt, dass das Schiff mehr Passagiere fasst, als seine Heimatgemeinde Einwohner hat. "Das Catering holen wir wöchentlich ausschließlich aus Fort Lauderdale", sagt Jahn. Damit will man an Bord für gleichbleibende Qualität der Lebensmittel sorgen. Fecke setzt jedenfalls auf den österreichischen Markt, dessen Potenzial "noch lange nicht ausgeschöpft ist". (Claudia Ruff/Der Standard/rondo/21/01/2011)