+++ Pro
Von Harald Fidler

Kein denkender Mensch mit einem Funken Gefühl kann Doggybags ablehnen: 1. Warum soll es Haustieren vorbehalten sein, gleich nach der Zubereitung und mit Messer und Gabel verspeist zu werden, während die ebenso intelligenten Schweine an jedem Würstelstand in ihren eigenen Därmen zum Take-away verkauft werden? 2. Wer nicht aufisst, ist schuld am Sauwetter des nächsten Tages. Keiner hat aber gesagt, wann, also erweitert Mitnehmen den Spielraum. 3. Von Oma wissen wir: Die armen Kinder in Afrika haben etwas davon, wenn wir aufessen. Wie das gehen soll, hat halt noch keiner erklärt. 4. Niki Lauda hat schon mit Aussagen zu Tanzveranstaltungen Klugheit und Stil bewiesen, warum sollte er bei Essen und seiner späteren Verwertung irren? 5. Wer in Wien, Trümmerlfreund Herbert Prohaska vielleicht ausgenommen, kann gegen die hier vorgeschriebene Form der Doggybags sein? Ach, Doggybags heißen so, weil Reste verschämt "für den Hund" eingepackt werden? Bin trotzdem dafür. Auch wenn ich keinen mehr habe - siehe 1.

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Kontra---
Von Thomas Mayer

Allein schon der Gedanke ans Schachterl oder Sackerl fürs Schnitzerl zum Mitnehmen lässt einen schaudern. Da strömen mir sofort Kohorten an Hundebesitzern ins Hirn, die ihre Viecherln ... am Abend ... Gassi ... jö, schau ... und rein ins Sackerl! Nicht viel anders ist das ja mit dem Doggybag. Ein Topferl fürs Supperl? Wäähh. Wann bleibt überhaupt zu viel übrig? Erstens: Wenn es nicht schmeckt. Zweitens: Wenn es schmeckt, man aber zu schnell zu viel auf seinen Teller geschaufelt hat und das dann nicht wegbringt. Beides sollte nie sein. Sich die Speise im ersten Fall einpacken zu lassen und mitzunehmen, dafür muss man schon ein echter Masochist sein - oder ein elender Schnorrer. Komplizierter ist der zweite Fall: Essen vorzüglich, aber zu viel, einpacken verlockend. Augenblick, verweile doch, du bist so schön! Daran ist schon Faust gescheitert. Die Erfahrung lehrt: Wieder zu Hause ist die Enttäuschung groß. Noch schlimmer als der Biss ins Abgestandene kann nur ein Diner mit Niki Lauda sein: Wer nix zu verschenken hat ... siehe oben. (Der Standard/rondo/25/03/2011)