Ein Chinese im Shoppingcenter, und ein sehr guter noch dazu:

Foto: M. Corti

Das Yaoyao im Salzburger Europapark überzeugt durch ideen- und variantenreiche Küche. Preise? Auch sehr okay.

Foto: M. Corti

Auf den ersten Blick ist der Salzburger Europark ein Shoppingcenter wie alle anderen auch - ob sie nun in Rotterdam, Bratislava oder Salzburg, lässt sich nur an wenigen Details festmachen. Auch die Gastronomie ist in diesen Einkaufsmaschinen stets standardisiert: Convenience der unverdaulichsten Sorte regiert, thematisch abgestimmte, künstliche Aromawolken hängen wabernd vor den Ausgabestellen, die sich frech als Restaurants kostümieren.

Zumindest das ist im Europark ganz anders: Da wurden namhafte Salzburger Gastronomiebetriebe wie das Magazin von Raimund Katterbauer oder das vielleicht beste Thai-Restaurant des Landes, das Bangkok von Familie Hu, beauftragt, sich Konzepte zu überlegen. Speziell in letzterem Fall ist das Resultat mehr als beeindruckend.

Selbst hinter der Theke

Betreiber Yaoyao Hu gab dem Lokal seinen eigenen Namen und steht auch selbst alle Tage hinter der Theke, um die Nudeln für die reichhaltigen Suppentöpfe in (überaus sehenswerter!) Handarbeit zu fertigen. Sie geraten wunderbar bissfest, geschmeidig und, dank eines Schöpfers hocharomatischer Suppe, im besten Sinne schlutzig. Dazu gibt es knackiges Gemüse, das vom Raucharoma des Woks umhüllt ist, Meeresfrüchte in rotem Curry, kurz gebratenes Rindsfilet oder in Olivenöl marinierten Thunfisch.

Auch Sushi gerät wider Erwarten zur reinen Freude, ganz speziell die mit violettem Klebreis zubereitete "Sushi-Variation aus Österreich" mit Süßwasserfisch überzeugt mit toller Reiskonsistenz und gekonnt geschnittenem Seesaibling, dessen sanfter, kühler Schmelz es jederzeit mit erstklassigem Meeresfisch aufnimmt - wirklich beeindruckend.

Kein Problem, in einem Einkaufscenter zu kochen

Die vietnamesischen Frühlingsrollen fallen dagegen ab, da fehlt es an frischen Kräutern ebenso wie an der feinwürzigen Fischsauce zum Dippen - die süßsaure Chilimarmelade, die es an ihrer statt gibt, macht keinen Spaß. Dafür gelingen die gedämpften Baozi mit dünnem, geschmeidigem Teig und fein gewürzter Fülle aus Schweinefleisch und Gemüse so gut, dass eine Portion kaum genug ist.

"Ich habe kein Problem damit, in einem Einkaufscenter zu kochen", sagt Hu, "im Gegenteil: Wo ich herkomme, ist es längst gang und gäbe, die Kunden da abzuholen, wo sie ihre Freizeit verbringen - und das ist in vielen Fällen eben eine Shoppingmall." Man darf gespannt sein, ob und wann dieses spannende Konzept in der Hauptstadt ankommt. (Severin Corti/Der Standard/rondo/06/05/2011)