Auf gut 750 Quadratmetern lässt sich ein Restaurant ganz opulent ausrollen - dementsprechend massiv kommt einem das neue "Yamm!" beim Wiener Schottentor auch entgegen. Pastellige Sitzecken hier, massivhölzerne Bartische da, eine Polsterlandschaft auf der Galerie - und mittendrin eine mächtige Skulptur von einer Selbstbedienungstheke, in der aber weder Fisch noch Fleisch angeboten werden.
Dafür Hummus in diversen Variationen, hochexotisch marinierter Karfiol, knackiger Rote-Rüben-Linsensalat mit allerhand Kräutern und Frischkäse, fruchtig angemachtes Quinoa und scharf angebratener Spargel mit Seitan sowie noch circa weitere 20 Salate, Currys, Gratins, Croquetas und Teigtäschchen mehr, die man in dieser inspirierten Form (und erst recht in dieser kosmopolitischen Fülle) hierorts bislang kaum vorgesetzt bekommen hat.
Jahre getüftelt
Dem Vernehmen nach hat die Investmentgruppe ADI Jahre getüftelt, bevor sie das Konzept eines vegetarischen Selbstbedienungslokals der gehobenen Kategorie umsetzte - dafür wirkt das Resultat jetzt auch tatsächlich ausgereift. Das wird nicht ganz unwesentlich Geschäftsführer François Laliberté zu verdanken sein, einem aus Québec gebürtigen Spitzenkoch, der zuletzt im Kloster Und (Krems) für drei Hauben gut war, bevor er - wenn auch nur für ein paar Monate - den Küchendirektor für Toni Mörwalds Gastrogruppe machte.
Dementsprechend beeindruckend ist auch, was man sich im Yamm auf den Teller laden kann - wobei die ultimative Überraschung bei einem 100-Gramm-Preis von 2,40 Euro schon bei der Kasse wartet: Wer sich einen ordentlichen Teller (siehe Bild) auflädt, ist schnell einmal 13 und mehr Euro los. Nur: Das Essen ist den Preis auch wert. Derart variantenreich gewürzt und kräuterfrisch aufgemotzt, wie die (leider viel zu kalt servierten) Salate und Dips sich präsentieren, kannte man das bislang nur aus echten Metropolen.
Die Welt steht offen
Man darf gespannt sein, ob sich die Wiener tatsächlich überreden lassen, für ein abwechslungsreiches, aufmerksam zubereitetes und auch noch gesundes Mahl auf den unvermeidlichen Fleischlappen zu verzichten - und zwar in jener Zahl, die es für so ein Großprojekt nun einmal braucht. So es klappt, ist ein Rollout in andere Städte und ins Ausland geplant. Laliberté: "Wenn wir es in Wien schaffen, dann steht uns die Welt offen!" Und? Sieht gar nicht schlecht aus. (Severin Corti/Der Standard/rondo/20/05/2011)