Jimmy Lana und die anderen: Christine Kickmaier in der Südoststeiermark mit ihren schottischen Hochlandrindern, die zwei bis vier Jahre haben.

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Hochland? Fast. Jedenfalls kann man aus rund 350 Meter Seehöhe ins Tal hinunterschauen. Das tun auch Jimmy, Josey, Lana und ihre 15 Artgenossen manchmal. Zum Beispiel, wenn die Elektrische vorbeischnurrt, in gemütlichem Tempo. Für die 21 Kilometer von Feldbach nach Bad Gleichenberg braucht sie 33 Minuten. Die in der Zwischenkriegszeit errichtete Bahntrasse ist doppelt so lang wie die Straßenverbindung. Denn die "Freie Republik Gnas", wie der etwas abgelegene Markt von Lästerern wie Freunden genannt wird, auch wegen des Selbstbewusstseins seiner Bürger, wollte einen Bahnanschluss.

Davon profitierte auch die Nachbargemeinde Maierdorf. Die Strukturschwäche der Gegend kann der Bummelzug heute natürlich nicht kompensieren, wiewohl er seine Fangemeinde hat. Die wenigsten Höfe können von der Landwirtschaft leben. Früher haben fünf Hektar eine Familie ernährt: Alle Lebensmittel wurden selbst erzeugt. Heute tut sich das niemand mehr an.

Sachtes Tempo

Aber Christine und Manfred Kickmaier wollten auch nicht weg wie manch andere, als es darum ging, den Fünfeinhalb-Hektar-Hof von Manfreds Eltern zu übernehmen - oder eben nicht. Sie hängen am Land und schätzen das sachtere Tempo, wie es sich auch in der Elektrischen manifestiert. Mit dieser Einstellung, beschränkter Arbeitskraft (Manfred ist gelernter Installateur und arbeitet bei einer Sanitärfirma) und dem doch recht anspruchsvollen Gelände kamen sie irgendwann beim schottischen Hochlandrind an: robust, genügsam, widerstandsfähig. Seit 2006 halten sie die Tiere, die das ganze Jahr über im Freien leben. Einen Unterstand gibt's zwar, aber der wird selten genutzt. Am liebsten hätten sie es, eingeschneit zu werden, erzählt Manfred Kickmaier. "Da stehen sie ganz still."

Ja: die Tiere werden großgezogen, um gegessen zu werden, nach zwei bis vier Jahren. Bis dahin haben sie ein schönes Leben. Freier Auslauf, nur natürliches Futter, keinerlei Zugaben. Der Hof ist biozertifiziert und garantiert gentechnikfrei. "Der Massentierhaltung kann ich nur gegensteuern, wenn ich so etwas mache", sagt Christine Kickmaier. Sie ruft jedes der Tiere beim Namen - Jimmy, Josey, Lana und so weiter, 18 sind es derzeit, einschließlich der Kälber. Und sie begleitet jedes Tier auf dem letzten Weg, bis zum Schluss. "Was, ,Pfiat' di' sagst a no?", hat sie der Schlachter jüngst wieder gefragt.

Bewirtung am Verkaufstag

Ein- bis zweimal im Jahr wird geschlachtet, in einem Betrieb in der Weststeiermark. Die Hälften hängen 21 Tage ab, dann werden sie zerteilt und portioniert, nach den Vorbestellungen. Die Kunden müssen sich die Mühe machen, zum Hof zu kommen. Sie tun es gern. Am Verkaufstag werden sie bewirtet, mit selbstgemachten Mehlspeisen und Getränken. "Das gehört zur ganzen Philosophie dazu - nicht so schnell, schnell wie im Geschäft", sagt Christine Kickmaier.

Das Fleisch der Zottelrinder ist cholesterin- und fettarm, schmeckt leicht nach Wild und eignet sich besonders gut zum Schmoren und für Ragouts. Verwertet wird praktisch alles, aus den sogenannten minderwertigen Teilen werden Würste und - köstlicher - Leberkäse gemacht. Ochsenschlepp ist ein Jahr im voraus ausverkauft. Natürlich kostet es mehr als Massenware.

Christine Kickmaiers Philosophie in zwei Sätzen: "Sie hatten ein schönes Leben, und jetzt dienen sie uns." So viel ist sicher: Wer diesen Dienst in Anspruch nimmt, denkt über vieles nach, auch über seine Essgewohnheiten.