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Es erschien ihm plötzlich fremd, fremd, fremd. Und der Mann befand, dass das alles nicht länger gut war. Der Mann wollte fliehen.

Foto: APA/MARK LENNIHAN

Es war einmal ein Mann, der wurde langsam alt. Darüber war er nicht froh. Aber nur ein bisschen. Halt in seinem nun zeitlich absehbaren Leben gaben ihm seine Frau Dings und die Kinder Bums 1 und 2. Er hatte einen guten Beruf, eine gute Arbeit und lebte in einer Stadt, die gut war. Heimlich aber begannen ihm Dings und die Bumse, der Beruf, die Arbeit und die Stadt auf die Nerven zu gehen. Aber nur ein bisschen. Dass man es nicht zu schätzen weiß, gehört schließlich zu jedem Leben, das man als gut bezeichnet.

Alles wäre also eines Tages gemäßigt glücklich - und abgesehen von Urlaubspostkarten auch ohne den Drang darüber zu schreiben - zu einem guten Ende mit dem schönen Lied Angels von Robbie Williams in der Aussegnungshalle gelangt. Leider aber wachte der Mann eines Morgens auf und blickte erstaunt auf die Frau neben sich, die er nicht kannte. Ebenso waren ihm zwei in einem Kinderzimmer befindliche Kinder nicht vertraut. Er schaute sich in seinem Heim, an seinem Arbeitsplatz, in der Stadt und überhaupt in seinem ganzen Leben um. Es erschien ihm plötzlich fremd, fremd, fremd. Und der Mann befand, dass das alles nicht länger gut war. Der Mann wollte fliehen.

Er schwang sich auf Rennräder, er kletterte Kletterwände hoch, er durchschwamm Sportbecken und Wellenbäder, keuchte mit Laufschuhen, ohne sich auch nur einmal umzublicken nur fort, fort, fort. Es nützte alles nichts. Am Morgen erwachte der Mann stets wieder in dem Bett neben der fremden Frau in einem fremden Heim in einer fremden Stadt. Bis eines Tages... Fortsetzung folgt. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 08.07.2011)