Wer sagt, dass man in der Parteizentrale der steirischen ÖVP nicht höchst luxuriös essen kann?

Foto: Restaurant Didi Dorner

Sternekoch Didi Dorner macht es möglich.

Foto: Restaurant Didi Dorner

Didi Dorner, genau: der Individualist mit der orangefarbenen Dreiviertelhose, der bislang in und um Stainach-Irdning (tief drin im Ennstal) eine kompromisslos luxuriöse, an französischen Vorbildern orientierte Hochküche zelebrierte, kocht also tatsächlich in der Parteizentrale der steirischen ÖVP am Grazer Karmeliterplatz. STANDARD -Kollege Harald Fidler hat das in seinem Schmeck's-Blog auf derStandard.at schon vor Monaten angekündigt, seit einiger Zeit werden Genießer tatsächlich (und unabhängig von politischen Präferenzen) nach kurzem Anläuten via Hintereingang und Innenhof in das Lokal geschleust - aber nur abends, wenn die Parteiarbeit ruht und der Ort nicht als Kantine gebraucht wird.

Der beste Platz an lauen Abenden ist die Terrasse, von der aus man auf die Arkadengänge des Palais Galler, auf eine mächtige Kastanie und auch sonst allerhand Grün blickt. Sehr schön, das alles, erst recht, wenn das Essen kommt. In Graz wird gutes Essen bekanntlich aus Prinzip kleingeschrieben, ganz speziell solches, das mit dem Odeur der Exklusivität oder, pfui aber auch, gar der Hochpreisigkeit behaftet ist - ein knuspriges Backhendl tut's doch auch, und schön satt wird man außerdem. 

Wunderdinge aus der Miniaturküche

Davon will Dorner zum Glück nichts wissen, er schickt lieber Wunderdinge aus seiner Miniaturküche, in der Hoffnung, dass die eh für sich sprechen und er sich die Worte sparen kann. Zum Beispiel einen in Olivenöl ins Glasige gezogenen Loup de mer, dessen jodfrisches Fleisch durch einen zart süßsauer surrenden Zitronenfond, winzige, entkernte, schwarzbittere Nyons-Oliven und süßschmelzige Ofentomaten unterfüttert wird, dass man zuerst gar nicht weiß, wohin mit all den Aromen - auf wunderbare Art finden sie aber ganz stimmig zusammen: Das ist fordernde Autorenküche, die sich den lokalen Honoratioren in keiner Weise anzubiedern gedenkt. Oder eine dicke Schnitte vom Lammrücken, am Knochen und so butterzart gebraten, dass man das scharfe Messer nur dekorhalber braucht, mit einer Art Eierschwammerlgulasch, das sich auf unheimlich komplexe Art an den Gaumen schmiegt.

Um es den Grazern nicht allzu schwer zu machen, hat sich Dorner ein Konzept überlegt, bei dem schon vor dem ersten Bissen klar ist, was der Spaß kosten wird - und zwar inklusive Mineralwasser, allerhand Amuses und Mignardises, Kaffee und Pre-Desserts sowie einer richtig großzügig kalkulierten Weinbegleitung. Und das (siehe Preise unten) sollte doch ein Grund sein, nach Dienstschluss bei der ÖVP einzusteigen. (Severin Corti/Der Standard/rondo/15/07/2011)