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In der Karibik ist Starkbier aufgrund seiner angeblichen Potenzförderung gefragt.

Foto: APA/Angelika Warmuth

In heißen Gegenden trinkt man kein starkes Bier. Und auch in der heißen Jahreszeit nicht. Sagt man. Nun ließe sich trefflich darüber streiten, ob der Sommer 2011 hierzulande überhaupt zur warmen, geschweige denn heißen Jahreszeit gerechnet werden kann. Aber die Regel, dass Bockbier nicht vor dem 2. November auf den Markt gebracht wird, wird ziemlich starr eingehalten.

Bockbier: Das ist das alkoholreiche Bier, das für katholische Länder in der Fastenzeit - die nun einmal auf den kalten Advent und die 40 auch eher kühlen Tage vor Ostern fällt - als Nahrungsergänzung ("Flüssiges bricht das Fasten nicht") vorgesehen ist. Wer käme auf die Idee, so ein Bier an heißen Tagen zu trinken?

Starke Sonne, starkes Bier

Ein Aufenthalt in einer wirklich heißen Region kann einen da eines Besseren belehren: Das vornehmste Bier auf Sri Lanka ist das Lion Stout - ein Imperial Stout mit acht Prozent Alkohol. Die Guinness-Version, die in Nigeria unter Verwendung von Hirse gebraut wird, ein Foreign Extra Stout, hat ebenfalls rund acht Prozent. Und in der Karibik sind Starkbiere ebenfalls gefragt: In entsprechender, wohl eher knapper Dosierung sollen sie potenzfördernd sein. Und natürlich schmeckt kräftiges Bier an warmen Tagen nicht schlechter als im Winter.

Es war also nur eine Frage der Zeit, dass heimische Brauer daran denken, das eine oder andere ihrer Starkbiere allen vorurteilsbehafteten Mythen zum Trotz im Sommer zu präsentieren. Ja ist denn da das Bier überhaupt frisch? Nein, da gilt es dem nächsten Vorurteil entgegenzuwirken: Während die meisten gängigen Biere bei der Alterung an Aroma und sonstiger Qualität einbüßen, ist das bei Starkbieren ganz anders: Hier sind genügend Alkohole vorhanden, die bei längerer Lagerung durch Veresterung eigentümliche Fruchtaromen entwickeln, um dem Bier zusätzlichen Wert zu verleihen.

Bierviertel Selection

Die Mühlviertler Brauereien haben - angeleitet vom ersten Biersommelier-Weltmeister Karl Schiffner - dieses Potenzial erkannt und ein kommerzielles Produkt entwickelt: Kürzlich präsentierten sie mitten im Sommer die Auswahl-Dreierpackung "Bierviertel Selection" mit 2009 eingebrauten Bockbieren: je ein "Abteibier" aus Schlägl, ein "Freistädter Elixir" und eine Hofstettner "Granitbock-Reserve" zusammen um 15,90 Euro. Wer sich nicht gleich traut, kann die Biere ja lagern, bis es mal richtig kalt wird. (Der Standard/rondo/19/08/2011)