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Die Amsel ist des Gärtners liebstes Tier. Sie versüßt sein Leben mit melodisch- fröhlichen Liedern.
Ohne Ranking geht gar nichts mehr. Ob im Privatfernsehen oder im Öffentlichen, es werden die lustigsten Witze, die unlustigsten Gartenkolumnisten und die besten Austropopper gewählt, kommentiert und veröffentlicht. Wer nun in Österreich am besten poppen kann, weiß ich nicht (diese Folge muss ich versäumt haben), sehr wohl aber kenne ich die Hitliste der beliebtesten Gartenprotagonisten der gerade zu Ende gehenden Saison.
In der Kategorie Flora liegen die p.f.k.a.u. (plants formerly known as Unkräuter) oder auch "Ungestüme Begleitvegetation" an erster Stelle. Die Begründung der unfehlbaren Jury: Kaum einer andern Pflanzengattung wird vom Keimblatt bis zum Ausriss so viel Aufmerksamkeit zuteil, wie den Unkräutern. Stachelige, bizarr geformte, gelegentlich bunt blühende Pflanzen beherrschen die Beetuniversen, selbst jene von übermorgen. Und auch die exakte Bestimmung der araberhengstoiden Wuchscharaktere bereitet Freude und verschafft Ausgleich zum ewigen Gießen-Müssen hochgezüchteter Blühwunder.
Stellvertretend für alle Wildkräuter rücken wir das Barbarakraut Barbarea vulgaris an die erste Stelle. Applaus für das Barbarakraut!
Morgendlicher Frohmut
In der Kategorie Fauna gibt es keine Überraschungen, es liegen auch dieses Jahr die Singvögel an erster Stelle. Sie bedürfen keiner Pflege, erledigen unaufgefordert ihren Job und sorgen so für morgendlichen Frohmut, mitunter auch des Abends. Den Preis nimmt die Amsel Turdus merula entgegen, ein unscheinbarer Lufti- wie Pfiffikus, der gerne die Soli übernimmt und von Turm- wie Baumspitzen sein melodisch-fröhliches Lied flötet. Es lebe die Amsel!
In der Kategorie Bodenbewohner freuen wir uns über den Außenseitersieg von Lumbricus terrestris, dem gemeinen Regenwurm. Die Jury begründet den Triumph mit den Worten: "Wir bräuchten mehr von solchen Talenten. Wo schlechte Erde, da kein Wurm. Wo kein Wurm, da keine Amsel. Wo keine Amsel, da keine Frohmut. Wo keine Frohmut, da kein Garten." Intrinsische Logik lässt nur einen Bodenchampion zu - wir gratulieren dem Wurm von ganzem Herzen.
Nächste Kategorie, die beliebteste Gartenchemikalie. Hier haben es sich die Voterinnen und Voter nicht leicht gemacht, lange wurde über die Vor- und Nachteile von Pyrethrum und Kalisalz diskutiert, aber schlussendlich setzte sich das Kalisalz denkbar knapp mit 9:1 Stimmen durch. Kalisalz kann mit Stolz darauf verweisen, dass durch seinen Einsatz der Stoffwechsel der Pflanzen erhöht wird, diese Frost-resistenter und Trockenheit- toleranter werden. Mit anderen Worten - sie sehen einfach gesünder und damit besser aus.
Uneingeschränkter Feind: der Wind
Und nun zur letzten Kategorie Verdammter Feind. Konnte im letzten Jahr das Lilienhähnchen seinen Spitzenplatz verteidigen, so wurde dieses Jahr bereits im Vorfeld gemunkelt, dass ein neuer Feind den Sprung an die Spitze schaffen würde. Gärtnerinnen und Gärtner, Gartlerinnen und Gartler! Der dieses Jahr uneingeschränkte Feind im Garten ist ... der Wind.
Unablässig bläst er in wuchtiger Stärke über die Beete noch nicht verholzter Jungtriebe, brutal knickt er der Versäumnis des Stützens erlegenen Rittersporne und Stockrosen, und ohne jede Rücksicht verteilt er Laub, Papierln und jede Menge Flugdreck in den Beeten. Er vergällt das Sitzen im Freien, er bringt die Pflanzen selbst in den nassesten Beeten zum Dörren und bewirkt ob seiner Konstanz eine ungewollte, ja nachgerade künstlich anmutende Wuchsrichtung unter den Stängelpflanzen. Die Preise sind vergeben, die Jury bedankt sich und freut sich bereits aufs nächste Jahr. (Gregor Fauma/Der Standard/rondo/09/09/2011)