Mein Nelson Sauvin

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Von der neuseeländischen Hopfensorte Nelson Sauvin - aromagebende Bitterstoffkomponente unter anderem in der Cerevisia Ala Nova - war an dieser Stelle schon die Rede. Und die Schneider Weisse, mit ihrer 1607 als Weißbierbrauerei gegründeten Braustätte am Zusammenfluss von Altmühl und Donau muss man wohl auch nicht extra vorstellen. Das neue Bier, das der Schneider-Braumeister Hans-Peter Drexler ausgerechnet für eine niederländische Lokalkette kreiert hat, verdient allerdings schon eine besondere Vorstellung.

Drexler zeigt hier nämlich, wie Weizenbieraromen mit Weinaromen harmonieren. In der Nase wird das für die Schneider-Hefe typische Nelken-Aroma von den "weinig" wirkenden Aromen des Nelson Sauvin begleitet: Dieser Hopfen hat ja seinen Namen vom Sauvignon Blanc, dessen Stachelbeeraroma Hopfenzüchter in der Umgebung von Nelson (auf der Südinsel Neuseelands) in dieser Hopfensorte nachempfunden haben. Der Trunk ist spritzig und nur leicht süß - man würde beim ersten Schluck eher einen Alkoholgehalt knapp über fünf Prozent vermuten, tatsächlich sind es aber gefährliche 7,3 Prozent. Andererseits ist der hohe Alkoholgehalt auch eine Garantie dafür, dass sich das in der Vorwoche erstmals abgefüllte und für eine Marketeinführung ab 1. Oktober vorgesehene Bier in der 0,75-Liter-Flasche weiterentwickeln kann.

Bier ist ein Frischegetränk

Drexler hat mit der Flaschenreifung von Bieren große Erfahrung, im Brauereilabor liegen einige Flaschen vom Schneider-Doppelbock Aventinus, die er vor mehr als zwei Jahrzehnten eingebraut und mit unterschiedlichen Hefen vergoren hat. Drexler verstößt damit gegen eine der fundamentalen Ansichten, die deutsche Brauer propagieren: Bier sei ein Frischegetränk und sollte eben rasch weggetrunken werden. Das gilt für den Großteil der Bierproduktion, aber nicht unbedingt für Starkbiere - Aventinus wird in New Yorker Bars erfolgreich als "Vintage Ale" vermarktet.

In New York lernte Drexler auch, ein anderes über Jahrzehnte gepflegtes Brauer-Prinzip über Bord zu werfen: Dass Weizenbiere nämlich mild in der Hopfung sein müssen. Wiederum gilt: Das stimmt für die meisten Weizenbiere - aber mit "Tap 5 - Meine Hopfenweisse" (kräftig mit Cascade und Saphir gehopft) wurde bereits vor Jahren der Weg für das neue "Tap X - Mein Nelson Sauvin" geebnet. (Conrad Seidl/Der Standard/rondo/16/09/2011)