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Hochbegabtenförderung gleich zu Beginn der Volksschule?
Eine Mutter will beim Elternabend wissen, ob es sinnvoller sei, das Kind gleich während der ersten Klasse auf die Hochbegabtenschule zu geben oder damit lieber bis zum Ende des Schuljahres zu warten - damit die Klassenkollegen nicht zu stark frustriert werden. Immerhin. Die Lehrerin schluckt und meint, es sei wohl erst einmal richtiger, zu schauen, wie sich das Kind generell beim Schreiben und Rechnen anstelle, bevor man ihm den Nobelpreis verleihe. Nein, sagt sie nicht.
Aber man kann ja bei unverbindlichen Antworten hineinlesen, was man will. Ein besorgter Vater fragt, ob man auf die Hausaufgabenhefte statt farbloser Klarsichtschutzhüllen auch bunte geben dürfe. Das Kind möge die Farbe blau viel lieber als durchsichtig. Dann will jemand wissen, wohin es denn in ungefähr acht Monaten am Schulwandertag gehen werde und ob man sich dafür freiwillig als zusätzliche Begleitperson melden könne. Nein, sagt dann der dazugestoßene Direktor, Schachleistungskurse werde es wohl erst ab der dritten Schulstufe geben können. Vorerst reiche das Erlernen friktionsfreien Mensch-ärgere-dich-nicht-Spielens. Alle in der Klasse machen sich Notizen. Sie sitzen auf Kindersesseln und schauen erwachsen.
Der Dichterfürst würde jetzt gern rauchen oder schreien oder so. Die Eltern älterer Kinder haben ihm aber erklärt, dass die Volksschule so etwas von gar nichts gegen die Mühen des Gymnasiums sei, dass das jetzt auch übertrieben erscheinen würde. Apropos, wie bringt man eigentlich ein Kind ins Gymnasium, so es wider Erwarten nicht ganz so hochbegabt wie vermutet ist? (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 23.09.2011)