Bis zur Alten Donau hat es die Design Week noch nicht geschafft. Aber das kriegen die Macher des Festivals bestimmt auch noch hin.

Foto: David Payr

Wem die Wadeln beim Gedanken an die Design Week 2010 noch immer ziehen, kann schon einmal den Franzbranntwein aus dem Kasten holen. Mehr als 100 Veranstaltungen an 74 Orten stehen nämlich heuer am Programm. Allein das Heftchen, Pardon, der Festival-Guide bringt es auf mehr als 90 Seiten. Und auch wenn diese Design Week zehn Tage hat, wird es nicht möglich sein, an mehreren Orten zugleich zu sein. So heißt es also, sich sputen und planen, oder wie es der Guide formuliert, "delegieren und sich treiben lassen".

Hilfreich ist es in jedem Fall, die Website des Festivals (www.viennadesignweek.at) zu durchstöbern. Dort wird das Design-Rambazamba, das von der 2006 gegründeten "Neigungsgruppe Design" erfunden wurde, überschaubar zerlegt. Heuer übrigens nicht mehr operativ dabei ist Thomas Geisler, der nun als Design-Kurator im Wiener Museum für angewandte Kunst im Dienste des Designs steht. Doch auch dieser Umstand hielt die beiden anderen Neigungsgruppen-Gründerinnen, Lilli Hollein und Tulga Beyerle, und ihr Team nicht davon ab, das Programm weiter aufzustocken.

Gegliedert sind die Punkte in acht Formate und einige Schwerpunkte. Fokusbezirk darf sich heuer der 2. Bezirk um das Volkert- und Aliiertenviertel und die Taborstraße nennen. Im Sinne eines Gastlandes wird dieses Mal ein besonderes Augenmerk auf Polen gelegt (RONDO berichtete.) Der polnische Design-Durchstarter Oskar Zieta zum Beispiel zeigt seine Objekte bei Sotheby's. Als ein Highlight dürften auch bei der fünften Auflage die sogenannten Talks gelten, im Rahmen derer auch heuer internationale Designgrößen wie Ravi Naidoo,Doshi Levien,Jerszey Seymour oder der Altmeister des deutschen Designs, Dieter Rams, im Künstlerhauskino vortragen. Ihre Worte sollen sich um Design und gesellschaftlichen Wandel drehen.

Als Herzstück der Design Week längst etabliert sind die "Passionswege", bei denen in diesem Jahr neun heimische und internationale Gestalter und Teams mit lokalen Wiener Produzenten und Geschäften Projekte ausbaldowern. Unter anderen mit dabei Hutmanufaktur Mühlbauer,TostmannTrachten, die Wiener Silber Manufactur,Woka Lamps Vienna oder J. & L. Lobmeyr.

In der Programmreihe "Carte Blance" setzt man sich speziell mit dem Thema Social Design auseinander. In diesem Rahmen wird zum Beispiel der junge Designer Michael Fetz mit dem Soziologen und Fotografen Florian Rainer ein Projekt mit der Caritas Wien zum Thema obdachlose Jugendliche realisieren. Das Team von "Stadtpark" will mit Pflanzungen im öffentlichen Raum mehr Bewusstsein für Pflanzen und Lebensmittel rund um den Volkertmarkt präsentieren. Zig andere Programmpunkte drehen sich freilich in erster Linie um Bewusstsein für Design an sich. Erwähnt sein sollen auf jeden Fall die Kinderworkshops, das sogenannten Labor, in dem sich verschiedene Gestalter bei der Arbeit über die Schulter schauen lassen, oder das Format Debüt, das als Nachwuchsplattform der Design Week eingeführt wurde. Die gute Nachricht für Streber gibt's zum Schluss: Auch heuer ist wieder der sogenannte Wanderpass erhältlich, mittels dessen man sich an 40 Stempelstellen bestätigen lassen kann, dass man in dieser Woche nicht viel Zeit für anderes außer Design hatte. (Michael Hausenblas/Der Standard/rondo/30/09/2011)