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Jimi Hendrix verwendete sicher keinen Fußschemel.

Foto: Reuters/HO

Während andere Kinder sich gerade am Klavier mit Bachbrahmsbartok und Septakkorden in ihrer Funktion als Zwischendominanten beschäftigen und bei Schulabschlussfesten Eltern mit halbstündiger Hochkultur quälen, müht sich der Nachwuchs des Dichterfürsten gerade wieder auf Stufe null mit der C-Dur-Tonleiter auf der Gitarre ab. Das ist ein eindeutiger Rückschritt. Immerhin schrubbte man in der Vergangenheit im Familienkreis schon recht freigeistig Golden Oldies wie Blowin' In The Wind oder hämmerte auf dem Stromruder das Riff von Smoke On The Water zurück ins Gedächtnis der Nachbarn.

Schuld daran trägt eine neue Lehrerin, die fast vier Jahrzehnte nach den Sex Pistols fest davon überzeugt ist, dass man die Liebe zur Musik nur über eine grundsolide theoretische Grundausbildung erreicht. Wenn das in diesem Tempo weitergeht, werden die Kinder schon zu Weihnachten statt Last Christmas das gute alte Tatütata, die Feuerwehr ist da rocken können.

Notenhefte!

Der Dichterfürst ist entsetzt. Jetzt hat die böse Lehrerin die Kinder auch noch dazu aufgefordert, täglich zu üben, Notenhefte anzuschaffen (hallo, Notenhefte!) und zwecks möglichst uncooler Sitzhaltung Fußschemel mitzubringen. Der Dichterfürst poltert, dass das ein vollkommener Blödsinn sei, weil Jimi Hendrix sicher keinen Fußschemel verwendete. Über das Üben könne man eventuell reden, man könne aber auch einfach den Verstärker lauter drehen. Die Frau sagt: Sag so etwas nicht vor den Kindern, sie sind schon faul genug. Als ob Rock 'n' Roll jemals etwas mit Arbeit zu tun gehabt hätte. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 21.10.2011)