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Bitte, Männer, tut euch keinen Zwang an. Lasst es raus! Pfeift uns nach! Auf der Straße, im Büro, beim Billa.

Foto: Reuters/Cathal McNaughton

+++Pro
Von Birgit Baumann

Bitte, Männer, tut euch keinen Zwang an. Lasst es raus! Pfeift uns nach! Auf der Straße, im Büro, beim Billa. Und am allerschönsten: im Aufzug. Da ist es so eng, dass wir Frauen es auch ganz sicher mitbekommen. Oft wird Männern vorgeworfen, sie würden zu wenig Gefühle zeigen. Nie weinen, nicht genug "Natürlich, Schatz, ich liebe nur dich für immer und ewig" säuseln. Da hat ein deutlicher Pfiff geradezu den Wert einer Seminararbeit im Fach Emotionen.

Überhaupt: Die Welt wird immer komplexer – der Nahost-Konflikt, die Bankenkrise, die Gesundheitsreform. Welch Menge an Details, an Zusammenhängen will da verstanden sein. Ein Pfiff hingegen ist direkt und unmissverständlich. Also, Männer, pfeift weiter! Denn wer pfeift, macht deutlich: Er hat nicht mitbekommen, dass wir Frauen mittlerweile Bundeskanzlerin sind und Friedensnobelpreise entgegennehmen. Und dass wir mit einem, der bloß die Laute eines Höhlenmenschen, nicht aber Sätze mit Inhalten artikulieren kann, ganz sicher nichts zu tun haben wollen.

Kontra---
Von Sigi Lützow

Nur wer El Silbo, die Pfeifsprache der von den Spaniern ausgerotteten kanarischen Guanchen, beherrscht, darf der Bewunderung weiblicher Schönheit und/oder der eigenen Brunst derart Ausdruck verleihen, ohne die Adressatin zu erniedrigen und – noch schlimmer – sich selbst lächerlich zu machen. Gut, auch der gemeine Mazateke bedient sich eines pfiffigen Idioms, allerdings ist der Schelm meist auch ein Connaisseur magischer Pilze, weshalb einem Gegenüber schnell einmal dünkt, dass sein Schwein pfeift.

Man muss nicht so weit gehen, der klingenden Luftturbulenzen gänzlich zu entsagen. Lässig tändelnd der präsumtiven Liebsten ein launiges Liedchen zu pfeifen geht durchaus an. Und dann soll es ja auch noch Fälle geben, in denen Nach- oder Herpfeifen ausdrücklich erlaubt ist. "You don't have to say anything, and you don't have to do anything. Not a thing. Oh, maybe just whistle. You know how to whistle, don't you Steve? You just put your lips together and ... blow." Freilich bekommt so etwas nur zu hören, wer schon hat. (Der Standard/rondo/21/10/2011)