"Freedom's not free"

Foto: Christian Fischer

Allen Menschen, die in der Einzelhaft der sozialen Medien sitzen und - egal zu welcher Tageszeit - innerhalb von 15 Minuten ihren Senf zu Kassibern aus den Nachbarzellen dazudrücken, wird jetzt Freigang in Aussicht gestellt. Das aus dem Internet für zehn US-Dollar runterladbare Programm mit dem schönen Namen MacFreedom sperrt den Benutzer bis zu acht Stunden am Stück von jeglicher Online-Betätigung. Das hat im Falle Bubis für dessen Umwelt einige Vorteile. Da er ja zwischen drei Betrachtungen über den Kapitalismus, die Banken und das Abdriften der österreichischen Politik in den Faschismus zwischendurch auch am Computer arbeiten muss, ohne auf Facebook, Scandiporn oder Wikileaks nachzuschauen, was Julian Assange gerade treibt, ist so eine bis zu 480-minütige Auszeit extrem erholsam.

Leider hat Bubi jetzt herausgefunden, dass ein Computerneustart die Sperre aufhebt. Und es dämmert ihm, dass der War-against-Terror-Spruch "Freedom's not free" zwar für US-Ledernacken im Auslandseinsatz zutrifft. Die Freiheit, das Internet nicht zu nützen, sollte aber gratis zu haben sein. Wenn Freiheit nur ein anderes Wort dafür ist, sie "dem System" mit Kreditkarte zu überantworten, dann kann man gleich eine weitere segensreiche Anwendung erwerben. Die für Occupy Wall Street entwickelte iPhone-App I'm Getting Arrested informiert im Falle einer Verhaftung Familie, Freunde, Anwalt über das Schicksal seines Benutzers. Noch besser: Mit dieser App kann man MacFreedom umgehen und twittern und facebooken. Freiheit hat ihren Preis. Das Gefängnis ist gratis. (Christian Schachinger, Rondo, DER STANDARD, 11.11.2011)