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Foto: APA/Patrick Pleul

+++Pro
Von Christoph Winder

Oh ja, wir leben in verzärtelten Zeiten. Hätte man einen Bewohner des alten Sparta gefragt, ob er "pro" oder "kontra" kaltes Duschen sei, er hätte dem Fragesteller auf der Stelle den Kopf abgeschlagen. Denn eines ist fix: Die elementarste Mannesehre gebietet es, niemals auch nur einen Tropfen Warmwasser ans Brustfell oder an die Haut zu lassen. Und dies zu Recht. In allen Hochkulturen wurden Männer, die sich mit Wasser über der viril noch statthaften Temperaturgrenze von zehn Grad Celsius wuschen, als Memmen verlacht. Wie anders denn als Lulu sollte man auch jemanden bezeichnen, der sich von oben her von einem bacherlwarmen Tröpfchenregen benetzen lässt? Und sich dazu womöglich noch parfümiertes "Shower Gel" über den Körper gießt?

Zum Glück kommt jetzt die beste Jahreszeit für die verschärfte Kaltwäsche. Morgens um fünf in den frostklirrenden Garten, ausgiebig duschen, dann ein kerniges Frühstück: ein Teller Blutsuppe, ein Büschel Herbstlaub, eine Handvoll Kies. Wir Männer brauchen das, wir Männer sind so.

Kontra---
Von Harald Fidler

Bamhackl. Mit diesem etymologisch unzugänglichen, aber umso klingenderen Begriff bezeichnet man, jedenfalls zwischen Hintersdorf und Haselbach, über längere Zeiträume gebildete, schon kompakt verhärtete Schmutzschichten auf menschlicher Haut. Lebender Haut, soferne man unter dieser Membran aus Dreck noch Leben feststellen kann. Bamhackl ist praktisch. Er schützt im Winter vor Kälte, im Sommer vor Sonnenbrand, das ganze Jahr vor allzu nahe gehendem Kontakt mit Menschen oder anderer feindlicher Umwelt. Auch vor jenem mit Wasser.

Wer den Bamhackl trotz all der Vorteile ab und an (also alle paar Monate) loswerden will, klopft ihn sich mit beherzten Schlägen vom Leib. Gesellige Haselbacher laden zum Abschlagen des Bamhackls andere ein, doch gesellig ist dieser Menschenschlag eher nicht. Zwischen Hintersdorf und Haselbach werden Kaltduscher im allerbesten Fall belächelt.

Es gibt tatsächlich Leserinnen und Leser, die selbst Texte in dieser Rubrik ernst nehmen. Bin gespannt, wie die künftig mit mir umgehen. (Der Standard/rondo/18/11/2011)