Es gehört zu den schönen Dingen des Internets, dass es selbst für Fragen, die man sich nicht gestellt hat, Antworten parat hält. Eine dieser Fragen ist jene, wie man am besten den eigenen Kleiderkasten auf Vordermann bringt, sprich: wie man die alten Fetzen loswird. Das ist alles andere als einfach, auch wenn manch einer meint, die perfekte Lösung zu kennen. Die Homepage von Simplify - das ist ein höchst erfolgreicher "Beratungsdienst zur Vereinfachung des Lebens" - hat diesbezüglich einige interessante Vorschläge: "Alle Sachen, die Sie länger als ein Jahr nicht angezogen haben", kann man dort lesen, "werden Sie mit einer Wahrscheinlichkeit von 98 Prozent auch künftig nicht anziehen."
Die Logik von Simplify: weg damit! Das klingt gut, das Problem an diesem Satz liegt allerdings in den fehlenden zwei Prozent. Was, wenn man der Sachen, die man im vergangenen Jahr pausenlos getragen hat, irgendwann überdrüssig wird? Die Wahrscheinlichkeit dafür liegt nicht bei 98 sondern bei 100 Prozent.
Ein anderer schöner Satz auf der Homepage der Lebensvereinfacherer lautet: "Manche, die das Aufräumen besonders schwierig finden, stopfen ihren Schrank mit Sachen voll, die ihnen erst passen werden, wenn Sie endlich fünf und mehr Kilos los sind." Das finden die Macher von Simplify gar nicht gut. Dabei ist es wahrscheinlich eine der wenigen Möglichkeiten, ein weitaus schwerwiegenderes Problem als einen vollgestopften Kleiderkasten in den Griff zu kriegen.
Wir sehen: Manchmal sollte man es sich nicht zu einfach machen. (Stephan Hilpold/Der Standard/rondo/13/01/2012)