Peking-Ente in Vollendung,...

Foto: Gerhard Wasserbauer

...wie sie im zauberhaft reduziert gestalteten, neuen Sinohouse hinter dem Wiener Ronacher zelebriert wird.

Foto: Gerhard Wasserbauer

Als Jin und Fong Loh nach Jahren in Dornbirn 2009 bei der Votivkirche ein Restaurant eröffneten, in dem neben exquisiter Asia-Küche eine unglaubliche Weinauswahl geboten wurde, witterten Gutesser schon Morgenluft: Lokale wie das Sinohouse kannte man bisher nur aus Paris, aus London oder New York. Sollte sich Wien gar anschicken, sich an der Vielfalt und Qualität solcher Metropolen zu orientieren?

Warum das Restaurant nicht abheben wollte, bleibt ein Rätsel. Die Ecke Währinger Straße / Hörlgasse hat noch keinem Gastronomen Glück beschert - neben Jin Loh haben auch andere große Köche, zuletzt etwa Herbert Malek, hier ihr Glück versucht. Umso erfreulicher, dass Loh es nun erneut angeht - diesmal in der Himmelpfortgasse. Es ist ein schönes Restaurant geworden, das in seiner zurückgenommenen, schlichten Eleganz wirkt, als ob es schon immer hier gewesen wäre.

Die Speisekarte wurde reduziert, dafür soll mehr variiert werden. Einen Schwerpunkt bilden Dim Sums, die vor Ort gefertigt werden und in ihrer Vielfalt und Qualität exemplarisch sind. Das Dim-Sum-Menü ist um 38 Euro noch dazu verblüffend wohlfeil.

Hinreißende Opulenz

Die Sensation des neuen Sinohouse aber ist die Peking-Ente, die in vier Gängen und auch sonst in hinreißender Opulenz präsentiert wird: Der kunstvoll lackierte Vogel wird bei Tisch tranchiert, zuerst gibt's die knusprige, hocharomatische Haut mit einem gefüllten, luftig leichten Germknödel, dann kommt die Brust, die man sich mit schwarzer Bohnensauce, hauchfein gestiftelten Gurken und Frühlingszwiebeln in die klassischen "Chun bing"-Pfannkuchen wickelt: Gemeingefährlich gut und in dieser Qualität nicht zufällig ein global gefeierter Höhepunkt der chinesischen Küche. Kennern aber gilt fraglos der dritte Gang - siehe Bild links - als Höhepunkt: Dafür werden die bereits gebratenen "Knochen" (tatsächlich Biegel, Flügel und das eine oder andere Hautstück) nochmals mit allerhand Gewürzen im Wok behandelt, um kunstvoll aufgetürmt vor den Gästen zu landen: So unbeschreiblich würzig, saftig, fein, dass man nicht weiß, wohin mit seinem Glück. Zum Abschluss, um den Magen sanft zu schließen, wird noch traditionell eine klare Suppe aus der Karkasse gezogen. Dann ist man mehr als satt und auch sonst sehr zufrieden.

Auf dem südostasiatischen Teil der Karte ist vor allem die kokosfruchtige Laksa-Suppe mit Okra und gar nicht schüchtern eingesetzter Chili-Schärfe zu preisen. Dass mit dem sympathisch verschmitzten Robert Stark ein feinfühliger, aufmerksamer Sommelier engagiert wurde, ist ein weiteres Plus im Vergleich zum ersten Sinohouse: Einen Keller dieser Güte und Tiefe muss man dem Gast schließlich nahebringen. Auch beim glasweisen Angebot (fragen, was abseits der Karte gerade offen ist!) lassen sich da ganz erstaunliche Schätze heben. (Severin Corti/Der Standard/rondo/13/01/2012)