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Wilde Muster, gleißende Farben, Frauen als Diven: Dafür steht das Modelabel Pucci. Hier ein Modell aus der aktuellen Kollektion.

Foto: WWD/Condé Nast/Corbis

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Peter Dundas Chefdesigner bei Pucci.

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Cordula Reyer erklärte er, warum der nackte Körper das Maß aller Dinge sei

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An einem Montagnachmittag ist die Bar des Hotel Ritz in Paris noch angenehm leer. Dicke Teppiche und Ledermöbel verschlucken die Gespräche der wenigen Gäste. Peter Dundas kommt eine halbe Stunde zu spät. Der großgewachsene, blondgelockte Pucci-Designer trägt enge weiße Jeans und eine beige Lederjacke. Er ist sexy und erinnert eher an einen Rockstar als an einen Modedesigner. Gut gelaunt erzählt er von seinem Wochenende, das er auf einer griechischen Insel verbracht hat, wo er gerade ein Haus baut. Morgen müsse er schon wieder weiter nach New York.

Der Mann hat allen Grund, fröhlich zu sein. Den Job als Kreativdirektor und Chefdesigner bei Pucci trat er im Oktober 2008 an. In nur drei Jahren ist es Peter Dundas gelungen, die 63-jährige Traditionsmarke mit neuem Leben zu erfüllen. Sein Handwerk hat der 41-jährige Norweger bei den Besten gelernt, er hat Jean Paul Gaultier, Christian Lacroix und Roberto Cavalli assistiert.

DER STANDARD: Man sagt, Ihre Kollektionen seien immer von der Umgebung inspiriert, in der Sie sich beim Entwerfen befinden. Ihre aktuelle Kollektion schaut nach Almrausch aus. Waren Sie in den Alpen?

Peter Dundas: Es begann damit, dass ich einen fantastischen Lodenmantel entdeckte, der mich nach Tirol führte. Ich dachte an Romy Schneider mit Trachtenhut und die Winterschlösser von Ludwig von Bayern. Ich mag diese üppigen Dirndl-Dekolletees. Es war allerdings schwierig, die richtigen Mädchen für die Show zu finden: Die meisten Models haben zu wenig Busen!

DER STANDARD: Beyoncé ist doch eine Ihrer Kundinnen ...

Dundas: Ja, sie hilft mir, mich beim Designen daran zu erinnern, dass Frauen mit ganz unterschiedlichen Figuren meine Kleider tragen werden. Ich liebe weibliche Kurven und Rundungen. Der Frauenkörper ist immer mein Ausgangspunkt und inspiriert mich mehr als alles andere.

DER STANDARD: In den 50er- und 60er-Jahren sorgten Emilio Puccis kaleidoskopische Muster und seine psychedelischen Designs und wilden Farbkombinationen für Aufsehen. Welche Rolle spielen seine Kollektionen für Ihre eigene Arbeit?

Dundas: Die klassischen Pucci-Farben und-Muster finden sich in allen meinen Kollektionen wieder. Ich liebe Pucci und die Geschichte des Hauses, aber mein Job ist es, dieses Modelabel in die heutige Zeit zu führen. Ich setze eher auf abstrakte Formen und auf eigene Materialien.

DER STANDARD: Gibt es Parallelen zwischen Emilio Pucci und Ihnen?

Dundas: Absolut! So wie er liebe ich Frauen und möchte sie schöner und verführerischer machen. Es macht mir großen Spaß, mich in den Kopf von Emilio Pucci zu begeben. Ich nenne das "mit Respekt respektlos sein". Was mich am Hause Pucci am meisten begeistert, ist dieser besondere Lebensstil. Diese Fotos, auf denen Elisabeth Taylor oder Marilyn Monroe am Flughafen zu sehen sind und Pucci-Kleider tragen, drücken genau diesen aus.

DER STANDARD: Wie würden Sie dieses Lebensgefühl definieren?

Dundas: Glamouröser Rock 'n' Roll.

DER STANDARD: Sie selbst begannen Ihre Karriere bei Jean Paul Gaultier, für ihn haben Sie länger als für jeden anderen Designer gearbeitet, richtig?

Dundas: Ja, ganz gegen meine Prinzipien blieb ich acht Jahre. In Sachen Mode war Gaultier immer mein Held. Und er ist ja auch einer der wichtigsten Designer der Modegeschichte.

DER STANDARD: Was gab er Ihnen mit auf den Weg?

Dundas: Die Art, wie er Qualität mit Fantasie mischt, ist außergewöhnlich. Er ist anspruchsvoll, was Schnitt, Technik und Farben betrifft. Aber was er mir wirklich beigebracht hat, war, dass, wenn du etwas vollkommen Neues machen willst, du den Leuten ein Element des Wiedererkennens geben musst; etwas, das ihnen vertraut ist. Also wenn du einen Rock für Männer machst, dann sollte der zum Beispiel ein Nadelstreifmuster haben. Auf diese Art und Weise ist es einfacher, neue Dinge zu akzeptieren. Bei Pucci mache ich es genauso.

DER STANDARD: Stimmt es, dass Sie die besten Ideen im Bett haben?

Dundas: Ja. Samstag ist für mich ein guter Tag, um lange im Bett zu liegen und meine Ideen zu Papier zu bringen. Eigentlich mag ich Kleidung nicht besonders, mir gefällt der nackte Körper am allerbesten. Es klingt vielleicht absurd, aber am liebsten mache ich Kleider, die man den Frauen so schnell wie möglich wieder ausziehen möchte.

DER STANDARD: Denken Sie an Sex, wenn Sie eine Kollektion beginnen?

Dundas: Wir sind alle nur Menschen. Ich denke immer an Sex.

(Der Standard/rondo/27/01/2012)