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EPA/Andy Rain

Wer sich durch die Zahlenwelt der Börsen wühlt, der stößt immer wieder auf interessante Statistiken, die sich rückblickend als hilfreich für die Prognose von Aktienmärkten erwiesen haben.

In Amerika ist der Januarindikator vielleicht nicht so populär wie die so genannte Super-Bowl-Regel, die besagt, dass der Markt in einem Jahr, in dem ein Team der ehemaligen American Football League (AFL) die Super Bowl gewinnt, tiefer endet. Gewinnt ein Team der National Football League (NFL) das Finalspiel, legt er per saldo zu.

Zwar hat Football wenig mit dem Aktienmarkt zu tun, dennoch hat sich diese Regel in 28 von 34 Fällen bewahrheitet – dafür ist er umso zuverlässiger. Legt der S&P 500 im Januar zu, wird das gesamte Jahr im Plus abschneiden, lautet die Regel. Die Voraussetzungen für ein gutes 2004 sind gegeben: Knapp nur, aber immerhin schloss der S&P 500 im Januar im Plus (+1,9 Prozent).

Sam Stovall or Statistics Sells...

Zu den findigsten Wühlern in dieser Hinsicht unter den Aktienexperten zählt Sam Stovall. Passend zur Jahreszeit hat sich der Chefstratege beim amerikanischen Finanzdienstleister Standard & Poor´s jetzt wieder einmal mit dem so genannten Januar-Barometer beschäftigt.

Und siehe da: Stovall kommt zu dem Schluß, daß die Bilanz im Januar rein statistisch gesehen in der Vergangenheit wertvolle Indizien für die weitere Entwicklung an den Börsen im Gesamtjahr geliefert hat.

Die gängige Lehre dabei lautet, daß, wenn der S&P 500 Index im Januar Kursgewinne verbucht hat, auch per saldo in einem Börsenjahr Gewinne winken. Laut Stovall läßt sich diese These durchaus rational begründen. Schließlich sehen viele Anleger im Auftakt eines Jahres oft eine Art Neuanfang. Dementsprechend gilt, was im Vorjahr kursbestimmend war, dann aus ihrer Sicht nicht mehr und die Karten werden neu gemischt.

Überzeugende Erfolgsquote bei der Vorhersage guter Börsenjahre

Unabhängig von diesem Erklärungsversuch wartete das Januar-Barometer in der Vergangenheit mit einer beeindruckenden Prognose-Treffsicherheit auf. Zumindest dann, wenn es darum ging, gute Börsenjahre zu identifizieren.

Wie sieht die "Trefferquote" des Januarbarometers aus? Überdurchschnittlich gut, nämlich sage und schreibe 92,5 Prozent. Von 1950 bis 2003 gab es nur viermal nach einem Gewinn im Januar einen Gesamtjahresverlust. Dreimal waren außerordentliche Ereignisse ins Feld zu führen: 1966 und 1968 belastete der Vietnamkrieg, 2001 der 11. September.

Versagt hat das Barometer somit nur einmal. Deutlich weniger überzeugend fällt die Bilanz allerdings in Verlustjahren aus. Hier liegt die Trefferquote nur bei 46 Prozent und bekanntlich auch im Vorjahr – schwacher Börsenmonat Jänner, starkes Börsenjahr 2003 – ergab sich ein Fehlsignal.

Analog zum Zahnarzt: Es wird weiter gebohrt...

Doch Stovall war dieses Ergebnis noch lange nicht genug. Er hat zudem untersucht, inwieweit die Entwicklung im Januar auch dabei hilft, für die nächsten zwölf Monate Gewinner und Verlier innerhalb der verschiedenen Branchen auszumachen.

Die Antwort, die Stovall nach dem Studien der historischen Daten gefunden hat, resultiert in einem eindeutigen Ja. Interessant daran ist, daß sich die Taktik, auf die Gewinner eines Monats zu setzen, während einer ebenso statistisch langen Zeitspanne von 1970 bis 2003 jeden einzelnen Monat auf ein Neues erfolgreich umsetzen ließ.

Eindeutig am besten ist das Ergebnis auf Sicht der nachfolgenden zwölf Monate aber bei einer Orientierung am Januar-Ergebnis ausgefallen.

Konkret brachte es einer derart zusammengestricktes Portfolio auf ein durchschnittliches Plus von 17,3 Prozent im Jahr, während der S&P 500 Index in dieser Zeit nur ein jährliches Plus von 8,4 Prozent für sich reklamieren kann.

Sehen lassen kann sich auch die mit 73 Prozent sehr hohe Trefferquote. Laut Stovall zeigt dies, daß das sehr gute Ergebnis dieser Anlagestrategie nicht durch einige Ausreißer verzerrt wurde, sondern konsistent ist.

Kein Allheilmittel, aber immerhin

Trotz dieser überzeugenden Argumente darf man als weitsichtiger Investor selbstverständlich solche "Regeln", mag ihre Erfolgsquote noch so überzeugend sein, nicht überbewerten.

Das bis dato gute Abschneiden der Aktienmärkte im Jahr 2004 überrascht nicht. Zum einen waren mehr als ausreichend liquide Mittel für Aktienengagements vorhanden – und sie sind es weiterhin.

Zum andern zeigt sich heute, dass die Analysten mit ihren Gewinnschätzungen für 2003 und 2004 zu pessimistisch waren. Die unzähligen Gewinnschätzungsanpassungen machen die Aktien plötzlich preisgünstiger und lassen die Nachfrage steigen.

Fazit: Ob die gute Stimmung an den Börsen anhalten wird, steht auf einem anderen Blatt. Doch wie auch immer das "Spiel" in diesem Jahr ausgehen mag: Zur Abrundung des Hintergrundwissens der Anleger taugen derartige Studien allemal!