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Eine Pentagon-Studie warnt vor einer neuen Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre.

Foto: REUTERS/San Diego Zoo
Hamburg - Eine wissenschaftliche Studie des US-Verteidigungsministeriums könnte Präsident George W. Bush in Bedrängnis bringen. Darin wird ein dramatisches Szenario beschrieben: Die zunehmende Erderwärmung könnte den Golfstrom zum Erliegen bringen und eine neue Eiszeit in der nördlichen Hemisphäre bewirken. Der Klimakollaps würde letztlich die Sicherheit der USA gefährden. Die Bush-Administration schweige zu dem Dokument, weil sie Druck auf die US-Industrie fürchtet, berichtet "Spiegel-Online" am Sonntag.

Das in der Pentagon-Studie beschriebene Szenario ist ebenso bedrohlich wie realistisch: Der Golfstrom, der wie eine riesige Warmwasserheizung Milliarden Liter von Tropen-Wasser in den Norden pumpt, verliert an Kraft, ändert seine Richtung und kollabiert plötzlich ganz. Eisige Winde brausen über Nordeuropa hinweg, verheerende Stürme und Fluten verwüsten die Küsten. Die Wälder sterben ab, die Ebenen an Nord- und Ostsee gefrieren zur Tundra.

"Größere Risiken als der Terrorismus"

Weitere Folgen wären verheerende Dürren im Süden der USA und Überschwemmungen in China. Skandinavien würde sich in eine Eiswüste verwandeln, dicht besiedelte Küstenstaaten wie Holland oder Bangladesh würden überflutet.

Länder mit labiler Regierung wie Pakistan oder Russland könnten versucht sein, ihr Nukleararsenal einzusetzen, um sich Nahrung oder Rohstoffe zu erkämpfen, warnen die Autoren der Studie. Fazit des Pentagon-Berichts: Der Klimawandel birgt viel größere Risiken als der Terrorismus.

Reaktion

"Wenn sogar das Pentagon die katastrophalen Folgen des Klimawandels bestätigt, sollte Präsident Bush endlich dem Kyoto-Protokoll beitreten, sonst macht er sich wider besseren Wissens an den kommenden Katastrophen mitschuldig", stellte Greenpeace-Energieexperte Erwin Mayer in einer Aussendung am Montag fest. Mayer ortet nun einen Umschwung in der amerikanischen Klimawissenschaft. "Vor allem von der fossilen Lobby bezahlte Klimaskeptiker wie Fred Singer leugneten jahrelang den Zusammenhang von CO2-Ausstoß und Erderwärmung", erinnerte der Energieexperte.

Österreich hat das Kyoto-Protokoll bereits ratifiziert und die Ergebnisse des IPCC (Intergovernmental Panel on Climate Change) nie in Frage gestellt. "Umso schlimmer ist es, wenn nun auch in Österreich Stimmen laut werden, das Kyoto-Protokoll in Frage zu stellen, wie es Wirtschaftsminister Bartenstein letzte Woche getan hat", so Mayer. Wenn der Konsens in der Klimawissenschaft zunimmt, sollte die europäische Klimaschutzpolitik nicht der USA folgen sondern durch Überzeugungsarbeit die USA mit ins Boot geholt werden, fordert Greenpeace. "Der rasche Umstieg von fossilen Energieträgern wie Öl, Kohle und Erdgas auf Sonnenenergie ist jetzt dringender notwendig denn je", so Mayer.

Nein, nein, nein ...

Seit Jahren warnen Forscher vor den Folgen eines abrupten Klimawechsels, doch die US-Administration unter Bush negierte jede Notwendigkeit, im Land der weltgrößten Energieverbraucher etwas zu ändern.

Das Pentagon-Papier wird laut "Spiegel Online" von der Bush-Regierung als so brisant eingestuft, dass sie dazu bisher nicht Stellung genommen hat. Details aus dem Bericht erschienen im US-Wirtschaftsmagazin "Fortune" und im britischen "Observer". (APA/red)