Das geplante bundesweite Behördenfunknetz für Österreichs Blaulichtorganisationen wird nach der Neuausschreibung noch einige Jahre auf sich warten lassen.

Jahre

"Es wird noch einige Jahre dauern", sagte Hannes Bardach, Eigentümer und Chef des Wiener Nachrichtentechnikunternehmens Frequentis, das sich gemeinsam mit Nokia, Austro Control und T-Systems beworben hat, am Donnerstag. Wie lange genau, wird laut Bardach noch von den Detailplanungen in den einzelnen Bundesländern abhängen. Er hoffe aber auf eine "sinnvolle Zeitplanung", damit das Projekt sorgfältig umgesetzt werden könne, so Bardach im Gespräch mit der APA.

Bündelfunk

Das Frequentis-Konsortium bietet eine Bündelfunk-Technik, die so genannte Tetra-Netz-Technologie an. Schneller könnte es nur gehen, wenn das Innenministerium auf eine schlankere, Handy-basierte Technologie, GMS-R, setzt. Im Frequentis-Konsortium meint man allerdings: Letztendlich werde die Wahl der Technologie vom politischen Auftrag abhängen. Die Frage werde sein, ob man rasch ein die Organisationen überschreitendes Netz haben wolle und dabei Einschränkungen in der Funktionalität in Kauf nehme oder ob man ein landesweites Katastrophennetz errichten wolle, "das auch noch funktioniert, wenn alles andere zusammenbricht", meint Bardach.

Ursprünglich

Ursprünglich hätte das Behördenfunknetz 2005 in Betrieb gehen sollen. Das Konsortium master-talk, an dem Siemens und die Wiener Stadtwerke jeweils 32,45 Prozent, Raiffeisen 25,10 und der Verbund 10 Prozent halten, hatte mit einer Tetra-Funk-Technolgie bereits am 5. Juli 2002 den Zuschlag für "Adonis" erhalten. Nach Streitigkeiten vor allem um die Vergütung war der Vertrag jedoch gekündigt und das Prestigeprojekt neu ausgeschrieben worden.

1.000 Euro pro Endgerät

Der frühere Betreiber hätte jährlich 1.000 Euro pro Endgerät von den Blaulichtorganisationen erhalten sollen. master-talk hatte dies damals als "unrealistisch und unhaltbar" bezeichnet. Wie viel der neue Betreiber, der jetzt in der neuerlichen Ausschreibung gefunden werden soll, erhalten wird, ist noch offen. Frequentis-Chef Bardach betont aber bereits, dass man neue Abgeltungsmodelle finden werde müssen: "Es wird neue Modelle geben müssen, das ist ganz klar." Frequentis hat dazu auch bereits "bestimmte Ideen" - wie diese aussehen, wollte Bardach noch nicht kommentieren.

Streit

Streitpunkt zwischen master-talk und dem Innenministerium war auch die Frage der Öffnung des Systems für kommerzielle Nutzer - etwa die Energiewirtschaft - gewesen. Während Siemens die Öffnung aus Finanzierungsgründen forcierte, war das Innenministerium bisher klar dagegen. Auch Frequentis, früher Sublieferant bei master-talk, steht einer "Massennutzung eines sicherheitskritischen Systems" eher skeptisch gegenüber. Auch Bardach betont aber, die Frage werde sein, ob Österreich in sein öffentliches Sicherheitsnetz investieren wolle wie andere europäische Länder.

Großbritannien, Belgien, die Niederlande und Finnland jedenfalls hätten die kommerzielle Nutzung allesamt ausgeschlossen. Die neuen Tetra-Netze, die dort errichtet würden (bzw. in Finnland bereits fertig gestellt wurden), seien zwar sehr teuer. Durch die bessere Ausrüstung steige aber die Sicherheit, sagt Bardach.

Tetra-ähnlichen Technologie

Neben dem Frequentis-Konsortium hat auch eine Gruppe um Alcatel, Motorola, und die Telekom Austria (TA) eine Tetra-Netz-Technologie angeboten. EADS geht mit einer Tetra-ähnlichen Technologie, TERAPOL, ins Rennen. Zwei weitere Bieter - eine Gruppe um Siemens und T-Mobile Austria sowie die TA-Tochter Mobilkom Austria mit Frequentis und Kapsch als Subunternehmer - setzen hingegen auf GSM-R. (APA)