Armer ORF: Mediaplaner fordern rasch günstigere Werbepreise. Denn die Quoten sinken; private Werbefenster sind billig, und dank Digitalsatellit können sie immer mehr Österreicher sehen. Auf Sicht an die 80 Prozent der Haushalte. Gebührenzahler knausern, wo sie können. Und 1200 neue Angestellte wollen finanziert sein.

Im April läuft digitales terrestrisches Fernsehen auch in Österreich an. 475 Senderstandorte hat der ORF in Österreich - in Anschaffung, Betrieb und Wartung kein Leichtgewicht. Messungen für den digitalen Pilotversuch in Graz ergaben: Statt 130 analoger Standorte in der Steiermark braucht digitales Fernsehen nur 46 für flächendeckenden Empfang, in den Ballungsräumen sogar für den aufwändigeren mobilen TV-Empfang.

Anlass für mehr

Bei strategischer Vernunft ist die Umstellung Anlass für mehr: Die britische BBC erlöste rund 350 Millionen Euro und die finnische YLE rund 300 Millionen mit dem Verkauf ihrer Sendernetze an private Betreiber. Beide investierten in digitale Programme, YLE verzichtete gar auf höhere TV-Gebühren.

Natürlich müssen die neuen Senderbetreiber das Geld von ihren öffentlich-rechtlichen Mietern zurückverdienen. Aber das britische Netz macht dank zusätzlicher Services nur noch ein Drittel seiner Umsätze mit der BBC. Und: Die Medienbehörde begrenzt die Preise. Klagte der Senderbesitzer ORF noch, wie günstige Mietbedingungen die Behörde ATV+ einräumte, könnte der Sendermieter ORF auf demselben Weg profitieren.

Die Anstalt überlegt immerhin, die Sender in eine Tochter auszulagern, für deren Neuzugänge sein kostspieliger Kollektivvertrag nicht gilt. Die Schweizer sind selbst da weiter: Sie gliederten schon vor drei Jahren ihren Produktionsbetrieb aus, lasten ihn mit Aufträgen auch von Mitbewerbern besser aus. (Harald Fidler/DER STANDARD; Printausgabe, 28./29.2.2004)