Foto: Thomas Rottenberg
Vom "Fabios" und vom "Yume" sei er so begeistert gewesen, erzählt der 24-jährige Aaron Hu, dass er gar nicht anders gekonnt hätte, als das dafür verantwortliche Architekturbüro BEHF für sein Projekt zu engagieren. Und die wiederum waren überrascht, wie viel Freiraum ihnen vom Bauherren gelassen wurde, wo sie doch eigentlich damit gerechnet hätten, Platz für Lampions und andere Asia-Requisiten einplanen zu müssen, erläutert Architekt Stephan Ferenczy das primäre Missverständnis.

War aber nicht, im Gegenteil, die Architekten konnten sich sogar so stark austoben, dass eine kleine Gebrauchsanleitung für die Benutzung des "Yellow" gar nicht so abwegig wäre:

Dreieckige Form und jede Menge Corporate Design

Von der dreieckigen Form des Grundrisses fühlten sie sich nämlich zu einem Konzept zweier Vektoren inspiriert, erfährt man, in etwa so, wie East und Hudson River Manhattan umschließen, das eher gelb gehaltene Tages-Restaurant auf der einen, die mehr ins Dunkelgrau-Schwarze tendierende Bar auf der anderen Seite, dazwischen der Küchen-Komplex, von mehreren Durchblicken und Durchgängen durchbrochen, auf dem Weg zum Klo wird man sogar durch die Küche und die Abwäscherei geführt, was dann vielleicht schon etwas übertrieben ist, aber dafür natürlich umso interaktiver. Jede Menge Corporate Design dann auch noch bei der Ausstattung des sehr jungen Personals, der asiatische Show-Barkeeper mixt einen "Yellow"-Cocktail, die spezielle "Yellow"-Musik kann man ebenfalls käuflich erwerben.

Aaron Hus Familie stammt aus Shanghai, hatte China-Restaurants in München und Basel. Wien, so Aaron Hu, sei kulinarisch gesehen aber schneller. Und dass es in seinem "Yellow" nur Thai- und Vietnam-, aber keine in Wien weitaus seltener anzutreffende Shanghai-Küche gibt, liege daran, dass er ein ganz besonders großer Fan der Thai-Küche sei. Mit dem Effekt, dass man nun auch im "Yellow" das bekommt, was einem in den vergangenen beiden Jahren schon in ähnlichen Konzept-Lokalen wie Ra'mien, Ra'an, Mr.Lee und Eat vorgesetzt wurde.

Thai- und Vietnamküche

Der Toast mit Fleisch-Garnelenfüllung, reichlich Sesam und einer süß-scharfen Chili-Gurken-Sauce war zwar etwas fettig, aber ziemlich gut (€ 4,50), der Som-Tam-Salat aus grünen Papayas, getrockneten Garnelen und sehr viel Knoblauch war in Wien schon einmal besser zu haben (€ 4), das Garnelencurry in der frischen Kokosnuss ist immer spektakulär, vor allem dann, wenn es ein wenig schärfer gerät (€ 14,50), das Tandoori-Huhn war von der milderen Sorte (€ 10,50). Die gebratenen Grünschalen-Muscheln mit Basilikum und Chilipasta ließen Aroma nicht vermissen, eine Schürze ins Merchandising-Programm aufzunehmen, sei den Yellow-Machern anlässlich dieses Gerichts allerdings auch noch geraten (€ 11,50). Apropos Anpatzen: Einen Raum zum liegend Essen / Trinken gibt es auch, fensterlos und mit roten Lack-Pölstern ausgekleidet erinnert er aber eher an ein Mittelding aus Gummizelle und Fetisch-Keller.

Ein tolles Lokal, zweifellos. Die Küche bleibt halt etwas im Schatten, Architektur und Konzept vermitteln die stärkeren Eindrücke. Aber macht ja nichts, oft genug ist es umgekehrt. (Florian Holzer, DER STANDARD/rondo/05/03/2004)