Für die meisten Internetnutzer ist der "Browserkrieg" bestenfalls eine ferne Erinnerung – die Marktschlacht zwischen dem einstigen Marktführer Netscape und Microsoft. Nicht zuletzt durch das schwer schlagbare Argument "gratis" hat Microsoft den Krieg gewonnen, sein Internet Explorer beherrscht heute rund 90 Prozent aller PC-Bildschirme.

Innovation

Auf der Strecke blieb nicht nur Netscape (das von AOL gekauft wurde und de facto vom Bildschirm verschwand) – sondern auch die Innovation. Denn zwar ist dieses kleine Stück Software wahrscheinlich Tag für Tag das meistbenutzte Programm. Aber in den vergangenen Jahren hat sich der Explorer kaum verändert. Viele Benutzer mögen dafür dankbar sein, weil dies das Dazulernen erspart. Dabei versäumen sie jedoch viele Neuerungen, die das Leben mit dem Internet einfacher machen.

Tabs

Eine der praktischsten Entwicklungen, die am Explorer spurlos vorüber ging, sind "Tabs" – elektronische Reiter, wie man sie von Amazon und anderen Websites zur Navigation kennt. Fast alle Konkurrenzprodukte zum Explorer verwenden diese Technologie: Safari für den Mac, Mozilla, Netscape, der Opera-Browser und ein halbes Dutzend anderer Anbieter.

Es genügt, auf das Tab zu klicken

Statt eine Unzahl von Fenstern zu öffnen (und die Übersicht zu verlieren), wird für jede Website jeweils ein Tab am oberen (oder unteren) Fensterrand angelegt. Wer im Laufe eines Arbeitstags zu vier, fünf oder noch mehr Seiten regelmäßig zurückkehrt, hat sie ständig geöffnet und behält den Überblick – es genügt, auf das Tab zu klicken, und die jeweilige Seite rückt in den Vordergrund.

Elegant

Opera (von einer norwegischen Softwareschmiede, die derzeit einen Börsegang vorbereitet) löst dies besonders elegant und integriert in den Browser auch sein E-Mail-Programm – das spart die Verwendung eines zusätzlichen E-Mail-Programms neben dem Browser. Ganze Gruppen von Websites können in Tab-Form geöffnet werden, statt jeweils umständlich nur ein Lesezeichen zu öffnen. Bei Beendung einer Sitzung merkt sich der Browser die verwendeten Seiten und stellt sie beim Neustart genau so wieder zur Verfügung.

Auch wenn Tabs der größte einzelne Mehrwert dieser Alternativen sind, bieten sie daneben ein Unzahl von Features, neben denen der Explorer so alt aussieht, wie er ist. Von allen Programmen gibt es Gratisversionen; wer sich die Werbung sparen will, wird 34 Euro (wie für den Opera Browser) einen angemessenen Preis für einen täglichen Begleiter finden. (Helmut Spudich, DER STANDARD Printausgabe, 5. März 2004)