Die populärsten und glaubwürdigsten Prominenten

Grafik: DER STANDARD
Daran, einmal eine Pension zu bekommen, glaubt kaum ein Jugendlicher. Politik und Kirche sind im Leben der unter 30-Jährigen praktisch irrelevant: Eine aktuelle Studie bestätigt, dass der Trend hin zur "Selbstsozialisation" und weg von den etablierten Institutionen weiter anhält.

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Vom Staat ist nichts mehr zu erwarten - abgesehen von leeren Versprechungen seiner Repräsentanten: "Darüber gibt sich keiner Illusionen hin", meint Bernhard Heinzl- maier. "Die Jugendlichen sind sich bewusst, dass sie zwar einzahlen müssen, für sie selbst aber keine Pensionen herausschauen werden."

Und das, bedauert der Jugendforscher und Betreiber der Jugendmarketingagentur T-Factory, die Opposition enttäuschen zu müssen, sei mitnichten nur das Resultat schwarz-blauer "Speed kills"-oder Drüberfahrgesetze, sondern ist anderswo genauso: So wie in Österreich sind auch in Deutschland drei von vier Elf-bis 29-Jährigen der Überzeugung, dass es für sie keine Pensionen mehr geben wird.

"Trendsetter" und "Early Adopters" befragt

Doch der Abschied vom Glauben an den Generationenvertrag ist nicht das einzige Ergebnis der aktuellen "Timescout"-Studie der Jugendforscher. Im Dezember befragten Heinzlmaier und sein Team dazu 900 deutsche und 800 österreichische Jugendliche. Und zwar solche, auf die das Etikett "Trendsetter" oder "Early Adopters" passt. Diese Segmente (jeder Altersschicht) sind für Stimmungs-und Trendprognosen die relevanten Gruppen.

Während die Erhebung für Deutschland seit 2001 regelmäßig durchgeführt wird, wurde in Österreich im Dezember erstmals nach dem Timescout-Muster befragt. "Das Ergebnis", so Heinzlmaier, "bestätigt aber, dass es - abgesehen von regionalen Unterschieden (etwa bei der in Deutschland noch höheren Ablehnung von Werbung via SMS oder der niedrigeren Hemmschwelle österreichischer Jugendlicher, Musik aus dem Internet zu saugen, Anm.) - kaum Unterschiede im Werte-, Kultur- und Konsumbild deutscher und österreichischer Jugendlicher gibt."

Politik ist tot

Neben bekannten - und sich stets weiter verschlechternden - Katastrophenwerten für Politik ("toter als tot", Heinzlmaier) und Institutionen kristallisierte sich da weiter der "Megatrend zur Selbstsozialisation" heraus: Zehn Prozent der Burschen (fünf Prozent der Mädchen) interessiert Politik. Religion grundelt mit sechs Prozent, die sie für relevant halten, an der Wahrnehmbarkeitsschwelle. Jugendorganisationen liegen mit zwölf Prozent auch in Agonie. Freunde haben in der Wichtigkeit (Burschen 85, Mädchen 90 Prozent) längst der Familie (Burschen 52, Mädchen 68 Prozent) den Rang abgelaufen. "Es bauen sich", analysiert Heinzlmaier, "viele in den letzten Jahren für obsolet gehaltene Kultur- und Verständnisgrenzen zwischen den Generationen wieder auf."

Als glaubwürdig gelten vorrangig Promis

Als glaubwürdig gelten dennoch nicht nur Gleichaltrige, sondern vorrangig Promis aus der Medien- und Popkultur: In Österreich sind das Harald Schmidt (unisex) vor Stefan Raab und Hermann Maier (Burschen) und Pink (Mädchen). "Auffällig ist", so Heinzlmaier, "dass Mädchen immer stärker zu weiblichen Vorbildern tendieren - und Sportler bei ihnen kein Leiberl haben." Auffällig ist - vor allem kraft ihres Nichtaufscheinens - aber auch das Fehlen der angeblichen "Helden" der diversen Castingshows: Einzig Christl Stürmer schafft - knapp - einen Achtungserfolg. Heinzlmaier wundert das nicht: "Formate wie Starmania haben Jugendliche trotz aller PR-Anstrengungen überhaupt nicht interessiert." (Thomas Rottenberg/DER STANDARD; Printausgabe, 10.3.2004)