Kaum geht es der Tourismusbranche besser, kommt die nächste Katastrophe: Die fürchterlichen Terroranschläge im beliebten Reiseland Spanien zeigen, dass es keinen hundertprozentigen Schutz gibt - auch in Europa nicht. Auch wenn in Madrid nicht wie auf Djerba oder Bali Touristen das Ziel der Attentate waren, so sind doch all jene Menschen, die heuer verreisen wollen, beunruhigt. Das trifft auch Österreich, selbst wenn unser Staat als bisher sicheres Reiseland gelten kann. Sollte jemand so zynisch sein und sich ausrechnen, dass Österreich nach den Anschlägen in Spanien zu den Profiteuren zählen könnte, weil etwa Deutsche ihre Urlaubspläne ändern würden, der sei gewarnt: Die Verunsicherung trifft alle Tourismusländer, wenngleich das Ausmaß unterschiedlich ist. Der Anschlag ereignete sich just zu einem Zeitpunkt, zu dem viele ihre Reisepläne machen.

Wirtschaftsminister Martin Bartenstein hat auf der weltgrößten Tourismusmesse ITB in Berlin den richtigen Terminus gefunden: Österreich bewege sich "auf dünnem Eis". Angesichts eines einprozentigen Nächtigungsplus 2003 ist für allzu viel Optimismus in der heimischen Tourismusbranche auch kein Platz. Denn unabhängig von Terror und Krieg haben sich die Reisegewohnheiten verändert. Die Entwicklung geht in die Richtung, dass Urlaubsentscheidungen immer kurzfristiger getroffen werden. Dieser Last-Minute-Trend erschwert die Planungen der Tourismusbetriebe. Die Zeiten, in denen Deutsche sowieso kamen, um ihren Winterurlaub in Österreich zu verbringen, sind vorbei. Der Wettbewerb wird nicht zuletzt durch die EU-Beitrittsländer, die wie Tschechien oder Polen auch Skigebiete haben, härter.

Statistiken zeigen, dass der Gast kürzer bleibt, dafür aber häufiger kommt - wenn er entsprechendes Angebot vorfindet und es sich leisten kann. Im Vorjahr ließen die deutschen Urlauber, die mit mehr als 60 Prozent das Gros der ausländischen Gäste ausmachen, immerhin sechs Milliarden Euro in Österreich. Aber im Jahr 2003, in dem die Wirtschaft der Bundesrepublik in die Rezession schlitterte, ging auch die Zahl der Nächtigungen deutscher Gäste um 1,3 Prozent zurück. Dies zeigt, dass Österreich keine Insel der Seligen, sondern stark abhängig von den Entwicklungen außerhalb der Landesgrenzen ist. (Der Standard, Printausgabe, 13.03.2004)