Wie Tremmel im "Freiheitlichen Pressedienst" erklärte, habe man diese Initiative auch deswegen gestartet, weil die Bundesverfassungsgesetzbestimmung des Artikel 8 auch durch staatliche Stellen durch den überhandnehmenden Gebrauch von Fremdwörtern - vor allem selbsterfundener Anglizismen - ausgehöhlt werde. Artikel 8 besagt übrigens: "Die deutsche Sprache ist, unbeschadet der den sprachlichen Minderheiten bundesgesetzlich eingeräumten Rechte, die Staatssprache der Republik."
Aber nicht nur die Aushöhlung macht Tremmel & Co. zu schaffen. Darüber hinaus entwickle sich langsam eine Mehrklassengesellschaft - Wissende (diejenigen, die Fremdwörter und Anglizismen gebrauchen) und Nichtwissende (die nur die deutsche Sprache beherrschen), ein Zustand, der demokratisch völlig abträglich sei. Der Anstachelung zum Klassenhass durch Wissende, die sich für hip respektive cool halten, setzt der Freiheitliche Seniorenring sein Ideal einer klassenlosen Gesellschaft der Nichtwissenden entgegen: Ziel der Initiative sei es, dem Artikel 8 dahingehend Rechnung zu tragen, daß staatliche und quasistaatliche Stellen wieder so sprechen, mitteilen und schreiben, daß sie der normale Mensch verstehe.
Das perfide Albion und seine amerikanischen Kolonien werden den Clash of Cultures, zu dem der Freiheitliche Seniorenring da ausholt, möglicherweise überstehen, den Nationalratspräsidenten muss er furchtbar getroffen haben, hat er sich doch mit seinem Motto "Speed kills" als rabiater Klassenkämpfer auf der Seite der Wissenden zu erkennen gegeben. Der normale Mensch hat ihn besser verstanden als ihm lieb sein konnte: Der Killer war zuletzt längst nicht mehr so auf Speed, wie damals, als er das Wort prägte.
Dass er darüber hinaus als Mentor eines Ministers aufgetreten ist, der sich zur Förderung der New Economy vom Big Business eine Homepage sponsern lässt, macht die Sache nicht besser, aber deutlich, mit welchem Raffinement die blauen Senioren den schwachen Punkt einer quasistaatlichen Stelle zu finden wissen, wenn es gilt, etwas zur Verbesserung der Lage der Pensionisten zu tun.
Sie haben dabei wackere, wenn auch etwas zwiespältige Mitkämpfer in "Zur Zeit". Dort schreibt zwar Andreas Mölzer regelmäßig sein Editorial - als Chefredakteur und nicht, wie es sich gehören würde, als Schriftleiter, man bietet, wenn sich einer opfert, ein Feuilleton, man sucht statt einfach Hiwis Volontäre, Hospitanten, Praktikanten, ein Miraculix schreibt regelmäßig eine Kolumne mit dem Titel Blackbox - da kommt sich der Beiträger eines "Blattsalates" direkt deutschnational vor.
Die Interessen der Nichtwissenden vertritt in dem Blatt Universitätsprofessor Werner Pfannhauser vom Institut für Lebensmittelchemie und -technologie an der TU Graz. Mit einer Hingabe, die an der Untersuchung verdorbener Lebensmittel nicht verschwendet wäre, untersucht er verdorbene Verständigungsmittel englischer Herkunft, um sie der Feme der Interessensgemeinschaft Muttersprache preiszugeben.
Was das eingeschobene "s" in der Interessengemeinschaft zu suchen hat, ist muttersprachlich nicht ohne weiteres zu erklären und in Anbetracht des hehren Vereinszieles auch nebensächlich. Wir haben "verinnerlicht", dass alles Englische gut und überlegen ist und alles Deutsche hart am Rechtsextremen liegt. Political correctness pur! Da liegt der Hase nämlich im Pfeffer.