Wien - Eine der großen Herausforderungen im Geschäft der Privatbankiers mit ihrer vermögenden Klientel ist - neben der Steueroptimierung - die Wertsicherung. Motto: Nichts verlieren, aber stetige Renditen aus den Portfolios.

Allerdings, warnt Bernhard Ramsauer, Oppenheim-Chef in Wien, schlage das Pendel teilweise schon wieder von der Angst (der vergangenen drei Jahre) in Richtung "Gier" um.

"Man hört vereinzelt schon wieder die wildesten Renditeversprechen." Von zweistelligen Erträgen bei "vernachlässigbarem" Risiko sollte man sich keinesfalls blenden lassen.

Renditen zwischen vier und sechs Prozent

Bei konservativen Portfolios gehen Privatbankiers derzeit von jährlichen Renditen zwischen vier und sechs Prozent aus. "Das ist schon eine wirklich gute Leistung", so Ramsauer.

Wolfgang Traindl, Privatbank-Chef der Erste Bank, stimmt zu: "Bei einer Verlustakzeptanz von null Prozent sind vier bis 5,5 Prozent ein guter Ertrag. Mehr ist nur mit gewisser Verlustakzeptanz möglich."

Ruth Iwonski-Bozo, Vorstand der Bank Privat (BA-CA) sagt: "Über Ertragsschätzungen diskutieren wir nicht", zitiert allerdings Altmeister André Kostolany, der postulierte: Gut essen und gut schlafen geht nicht.

Alternative Investments

Da es aber alle Privatbanken mit Kunden zu tun haben, die ihr Risiko minimieren wollen, spielen auch dort Alternative Investments, also auch Hedgefonds, eine Rolle. Ab Ende 2002 habe die Beimischung solcher Produkte in die großen Portfolios begonnen, sagt Iwonski-Bozo.

Zwischen zehn und 20 Prozent liegt den Angaben der Privatbankiers zufolge derzeit die Beimischung von "Alternativen", also solchen Anlageformen, die möglichst nicht mit Aktienmärkten korrelieren, in den großen Portfolios. Dort sollen sie einerseits stabile Erträge und andererseits Absicherung anderer Portfolio-Bestandteile bringen.

Spekulative Komponente

Bei Kunden, die "mehr Vertrauen in die Märkte" haben, so Traindl, könne auch die spekulative Komponente aus alternativen Investments etwas höher ausfallen.

"Asymmetrische Risikoprodukte" nennen die Privatbankiers, was das Verhältnis von Ertrag und Risiko optimieren soll. Dafür werden nicht nur Hedgefonds und Managed Futures verwendet, sondern vor allem auch eine Vielzahl von so genannten strukturierten Produkten.

Spezialkonstruktionen

Solche Vehikel vereinen in spezifischen Spezialkonstruktionen die unterschiedlichen Eigenschaften von Anlageklassen, also etwa Hedgefonds und Zertifikaten oder Anleihen und Futures.

"Wir haben auch Kunden, die ausschließlich risikoärmere strukturierte Produkte wollen", sagt Ramsauer.

Insgesamt, bestätigt die Branche, sei die Zeit einer starren Asset-Allocation mit fix eingefahrener Aktien- und Anleihenquote vorbei. Geldmanagement für Vermögende verlange dynamische Konzepte mit flexiblen Aktienquoten und Anlageprodukten, die Beweglichkeit und Ertragsoptimierung in jeder Marktlage verschaffen. (DER STANDARD Printausgabe, 18.03.2004 kbau)