Auf den ersten Blick hat Eugen Krammer, Jahrgang 1938 mit unserer Serie "40plus" nicht mehr zu tun als Baumeister Lugner auf dem Wiener Opernball: Er hat sich verirrt!

Doch Krammer, der aus einer gestandenen sozialdemokratischen Familie stammt und jetzt im vierten Stock der Industriellenvereinigung in Wien ein Büro hält, hat seinen guten Platz in dieser Serie über berufliche Ein-, Aus- und Umsteiger. Beziehungsweise er ist voll im Geschehen, was mit der Schaffung von neuen Jobs zu tun hat.

Zauberwort ATMG

Das Zauberwort heißt ATMG und steht für Austrian Taskmanagement Group. Zwar nicht eine Erfindung von Eugen Krammer selbst, sondern in angloamerikanischen Gefilden beheimatet, ist der Taskmanager ein Manager auf Zeit. Das Projekt wurde von fünf Institutionen ins Leben gerufen, wobei besonders die Zusammenarbeit zwischen der Wirtschaftskammer und der Gewerkschaft der Privatangestellten politisch hervorsticht. Ebenfalls mit an Bord ist das Wirtschaftsforum der Führungskräfte (WdF), das ASEP (Austrian Senior Experts Pool) und EUSPUG, Jobvermittlung für Führungskräfte. Und seit kurzem ist die ATMG auch eine eingetragene GesmbH und Eugen Krammer gemeinsam mit Christoph Schlor von der Wirtschaftskammer mit je zehn Prozent Einlage geschäftsführender Gesellschafter. Im ATMG gibt es eine Liste von rund 400 Managern, die auf einen Task warten. Sie waren oder sind alle zumindest 15 Jahre - davon fünf in leitender Position - tätig und wurden zumeist von Eugen Krammer höchstpersönlich gecheckt.

Drei Gruppen

Die Taskmanager rekrutieren sich aus drei Gruppen: aus Managern, die einen Gewerbeschein haben, solchen, die an einen beruflichen Umstieg denken, und schließlich - als kleinste Gruppe - Menschen auf Jobsuche. Die großen Vorteile dieser Taskmanager: Sie sind kostengünstiger als Angestellte ("just in time, just for time"), haben eine hohe Loyalität für den Auftrag und bilden so gut wie keine Reibungsflächen mit den internen Mitarbeitern.

Was Taskmanager nicht sind, formuliert der ehemalige Siemens-Generaldirektor unverblümt: "Sie sind nichts für Leute, die eine zweite Chance im Falle von Jobverlust suchen." Sie seien vielmehr erfolgreiche Praktiker, die möglicherweise bereits einmal jene Probleme bewältigten, die das jetzige Unternehmen gerade hat. Taskmanager werden auf Werkvertragsbasis verpflichtet und kosten pro Tag brutto rund zehn Prozent des Gehalts eines vergleichbaren Angestellten. Im Normalfall dauert ihr Einsatz bis zu sechs Monaten. Der Schwerpunkt der verfügbaren Manager liegt im Vertrieb und Verkauf, im Marketing, in Öffentlichkeitsarbeit sowie in Unternehmensorganisation.

Der Netzwerker

Eugen Krammer blickt stolz auf "sein" ATMG, das er aufgebaut hat. Gleich nachdem er im Jahr 1996 zuletzt als Regional Manager Südosteuropa von Siemens-Nixdorf nach dessen Zerschlagung in den Ruhestand mit gut dotierter Firmenpension gedrängt wurde, hatte er begonnen, sich um die Jobvermittlung zu kümmern: im Bundesvorstand des WdF, als Lektor für Informatik und Kommunikation an der WU Wien, bei der EUSPUG, die sich gemeinsam mit dem AMS um Jobvermittlung für Führungskräfte bemüht, in der Industriellenvereinigung im Customer Relationship Management, im Austrian Senior Experts Pool und so weiter. Als er nicht ganz unfreiwillig vorzeitig den Weltkonzern verließ - nicht ohne den Titel "Generaldirektor" mit in die Pension zu nehmen - habe er sich gefragt: "Was tun?" - Seine Entscheidung war, weder eine Weltreise anzutreten noch das Golfspiel zu erlernen.

So widmet er sich seinen umfangreichen Aktivitäten im Bereich von Human Resources, geht täglich ins Büro und hat das Klavierspiel aufgenommen. Er selbst bietet nicht nur im Rahmen des ATMG, sondern auch persönlich seine Dienste an: vom Erstgespräch über die Detailanalyse bis zur Durchführung und der Erfolgkontrolle. 150 Euro kostet bei ihm das Erstgespräch, 18.000 Euro ein Einsatzmonat. Seine Motivation nennt er: "Ich bin für Österreichs Zukunft mitverantwortlich." (Fritz Pesata, DER STANDARD, Printausgabe, 20./21.3.2004)