Tel Aviv - Der israelische Generalstabschef Moshe Yaalon hat am Tag nach der "Liquidierung" von Hamas-Gründer Ahmed Yassin angedeutet, auch Palästinenserpräsident Yassir Arafat könnte Ziel einer Liquidierungsaktion werden. Auf Fragen von Journalisten, ob Arafat oder der Chef der libanesischen Hisbollah-Miliz, Scheich Hassan Nasrallah, ebenfalls mit einem solchen Schicksal rechnen müssten, sagte Yaalon: "Ich glaube, dass ihre Reaktion gestern gezeigt hat, dass sie wissen, was auf sie zukommt."

Einen Tag nach dem israelischen Attentat auf Yassin ist es am Dienstag in arabischen Ländern zu neuen antiisraelischen Protesten gekommen. In mehreren Städten Libyens gingen Tausende Demonstranten auf die Straße. Auch in Ägypten gab es wieder Kundgebungen. In Jordanien legten viele Menschen aus Protest für eine Stunde die Arbeit nieder.

USA "sehr besorgt"

Nach anfänglichem Zögern kritisierten auch die USA den Angriff vom Montag. "Wir sind sehr besorgt angesichts des Vorfalls in Gaza", sagte der Sprecher des Weißen Hauses, Scott McClellan zur Nachrichtenagentur AP. Während einer regulären Pressekonferenz hatte er zuvor die israelische Regierung nicht kritisiert. In Israel erklärten in einer Umfrage der Zeitung Yediot Ahronot 60 Prozent der Befragten, die Tötung Yassins sei richtig gewesen. 32 Prozent äußerten sich ablehnend. Gleichzeitig erwarteten jedoch 81 Prozent mit vermehrten Anschlägen.

Derzeit beobachten die israelischen Sicherheitskräfte, wer nach dem Tod Yassins das entstandene Machtvakuum füllen wird. Zunächst könnte Abdel Aziz al-Rantissi die Organisation übernehmen, der als Hardliner gilt. Er entkam im vergangenen Juni einem israelischen Angriff. Nach der Ermordung Yassins ist im Internet ein angeblicher Racheaufruf des Terrornetzwerks Al-Kaida aufgetaucht. "Das Blut von Scheich Yassin wird nicht umsonst vergossen worden sein", heißt es in der am Montag erschienenen Erklärung, die von den Brigaden "Abu Hafs el Masri/Al-Kaida" unterzeichnet ist.

In Wien wurde eine erst am Montag von der israelischen Botschaft angekündigte Pressekonferenz des israelischen und des ägyptischen Botschafters, Avraham Toledo und Ramzy Ezzeldin Ramzy, abgesagt, die am Freitag anlässlich des 25. Jahrestags des ägyptisch-israelischen Friedensabkommens stattfinden hätte sollen. Das offizielle Ägypten hat nach dem Attentat alle gemeinsamen Veranstaltungen zu diesem Anlass gestrichen. (AP, Reuters, dpa, AFP, guha/DER STANDARD, Printausgabe, 24.3.2004)