Wien - Während einer Dialyse im Wiener Allgemeinen Krankenhaus (AKH) soll im Jänner eine Patientin verstorben sein. Die 72-jährige soll nach der Blutwäsche ein falsches Medikament bekommen haben. Dies bestätigte ein Arzt Dienstagabend im ORF-Report. Wie DER STANDARD berichtete, gibt es in Wien Engpässe in der Dialyseversorgung, die es notwendig machen, dass in Viererschichten und damit auch in den Nachtstunden dialysiert wird. Auch die 72-jährige wurde abends mehrere Stunden lang behandelt. Eine Sprecherin des AKH erklärte, dass sie in der dritten Schicht, die um 19 Uhr beginnt, zur Dialyse eingeteilt war.

Bekannt wurde, dass Ludwig Kaspar, Direktor im Wiener Krankenanstaltenverbund und damit für Spitäler und Pflegeheime zuständig, von dem Todesfall keine Kenntnis hatte. Gesundheitsstadträtin Elisabeth Pittermann (SP) hingegen meinte, der Vorfall sei ihr gemeldet worden. Der Tod der Dialysepatientin wird nun untersucht, eine Obduktion vorgenommen. Die Grünen warfen Pittermann Untätigkeit vor, was diese zurückwies. Gesundheitssprecherin Sigrid Pilz forderte von Pittermann und Kaspar Konsequenzen und den Rücktritt.

"Unzumutbare und unmenschliche Belastung"

Gabriele Kogelbauer, Vizepräsidentin der Wiener Ärztekammer, spricht im Zusammenhang mit dem Schichtbetrieb von "unzumutbarer und unmenschlicher Belastung für Patienten, Pflegepersonal und Ärzte". Trotz des im Gesamten hervorragenden Gesundheitssystems in Wien zeige sich, dass es in Teilbereichen immer noch eine Minderversorgung gebe.

Dialyse in Ostregion

In Wien gibt es mehr als 100 Plätze, an denen Dialysen durchgeführt werden, 86 befinden sich in Spitälern des Wiener Krankenanstaltenverbunds, der Rest in Privat- und Ordensspitälern. Neu ist eine Dialysestation im Kaiser-Franz-Josef-Spital, in dem Spital sind zwölf Plätze für 72 Patienten vorhanden. Am Thermenklinikum in Baden wurde am Mittwoch Niederösterreichs größte Dialysestation eröffnet. Derzeit stehen 15 Behandlungsplätze zur Verfügung, ein Ausbau ist geplant. Ab 2005 werden auch in Baden Nierenkranke in drei Schichten dialysiert. (aw/DER STANDARD, Printausgabe, 25.3.2004)