Wien - Der seit wenigen Monaten bestehende, beim Bildungsministerium eingerichtete Wissenschaftsrat will auch vor "ungeliebten und unpopulären Maßnahmen" nicht zurückschrecken. "Wir werden in aller Ruhe auch den freien Universitätszugang durchleuchten", kündigte der Vorsitzende des Gremiums, Wolfgang Mantl, bei einem von der APA organisierten Round Table-Gespräch mit seinem Amtskollegen vom Rat für Forschung und Technologieentwicklung (RFT), Knut Consemüller, an. Beide plädierten außerdem für eine "Eliten-Post-Doc-Ausbildung" und die Gründung eines Institute for Advanced Studies in Österreich.

Der Chef des im Zuge des Universitätsgesetzes (UG) 2002 geschaffenen zwölfköpfigen Gremiums, das die Bildungsministerin in Universitäts- und Wissenschaftsfragen beraten soll, legt sich beim Hochschulzugang noch nicht fest. Er verweist aber auf Länder wie die USA bzw. in Österreich auf die Kunst- und Sport-Studien, wo Aufnahmeprüfungen bereits vorgeschrieben sind. Und er nennt die Fachhochschulen, wo es ja Aufnahmeprüfungen gibt, einen "wichtigen Vergleichsmaßstab". Studien-Eingangsphasen, wie sie bereits in vielen Studienrichtungen bestehen, hätten eine "gute Orientierungs- und Auslese-Wirkung". Diese funktioniere aber nur dort, wo maximal 30 bis 40 Leute sind, die man sich wirklich ein Jahr genau anschauen und beraten kann - "bei 120 Studenten in der Einführungsvorlesung funktioniert das nicht".

Der Uni-Zugang werde spätestens dann ein Thema, wenn der Europäische Gerichtshof jene österreichische Bestimmung aufhebt, die Ausländern nur dann ein Studium ermöglicht, wenn sie auch zu Hause einen Studienplatz haben (Stichwort: Numerus-Clausus-Flüchtlinge). "Dann müssen wir Gleichheit schaffen und die kann sicher nicht in einer Nivellierung nach unten bestehen", sagte Mantl.

Zustimmung erhält er von Consemüller: "Der Forschungsrat hat sich schon früher einheitlich für Zugangs- und Eignungskriterien für das Studium ausgesprochen. Wir sind da aber nicht durchgedrungen, von der Politik wurde uns immer wieder gesagt, das ist nicht machbar."

Von Elite-Universitäten, wie sie derzeit in Deutschland diskutiert werden, halten beide Rats-Vorsitzenden nichts. "Wir können schwer MIT-artige Einrichtungen (Massachusetts Institute of Technology , Anm.) finanzieren, aber wir können aus dem breiten Spektrum der Wissenschaften Centers of Excellence herauswachsen lassen oder ein Institute of Advanced Studies schaffen", sagte Mantl. Jeder Student kenne Name wie Zeilinger, Penninger oder Schröder, man müsse nur zehn bis 15 solcher möglichen Ansätze für Centers of Excellence finden.

Österreich dürfe sein Benchmarking nicht immer nur an den US-Ivy-League-Unis wie Harvard und Yale aufstellen, sondern sich vielmehr an erstklassigen staatlichen Unis orientieren. So seien Stanford und Berkeley Staatsuniversitäten, von denen man viel lernen könne. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass es in den USA 200 sehr gute Universitäten gibt und 1.500 Wellblechhütten", sagte Mantl.

"Eine ganze Uni wird nie Elite werden", ist Consemüller überzeugt und plädiert stattdessen für eine elitäre Post-doc-Ausbildung, die als Netzwerk der österreichischen Universitäten in Wien angesiedelt wird. Der RFT werde einen entsprechenden Vorschlag des Experimentalphysikers Anton Zeilinger bei seiner nächsten Sitzung behandeln. "Das ist finanzierbar, das ist machbar und das trägt schnell Früchte, eine Elite-Uni ist etwas, das in 15 Jahren greift", so der Forschungsrats-Chef.

Finanziert werden könnten solche Initiativen wie Centers of Excellence aus der neuen Forschungsstiftung, die ja vorwiegend Neues fördern soll. Consemüller macht sich aber Sorgen, dass wir "in den ersten zwei Jahren - so wie beim Offensivprogramm I - mit dem Geld auch Löcher stopfen, sanieren oder Mitgliedsbeiträge (zu internationalen Forschungseinrichtungen, Anm.) zahlen". (APA)