Weil gefladert wurde, was das Zeug hält, hatte der Designer Rido Busse im Jahre 1977 die Nase voll und schuf den so genannten Plagiarius, einen schwarzen Zwerg mit goldener Nase, vielleicht als Sinnbild für die goldene Nase, die sich so manch frecher Fälscher mit den Ideen anderer verdiente. Wobei das Wort frech an dieser Stelle von den Initiatoren des Plagiarius nicht unbedingt gern gesehen wird, denn längst handelt es sich nicht mehr um Kavaliersdelikte, sondern um beinharte Wirtschaftskriminalität. Die volkswirtschaftlichen Schäden aufgrund weit verbreiteter Gestaltungs-Piraterie liegen bei geschätzten 200 bis 300 Milliarden Euro jährlich.

www.plagiarius.com

Innerhalb der EU haben zwar neue Gesetze die rechtliche Basis zum Schutz der Kreativen und zur Verfolgung der Plagiatoren deutlich verbessert, neue Techniken jedoch machen es den Gangstern, die es auf geistiges Eigentum anderer abgesehen haben, immer einfacher, sich mit fremden Ideen auf, davon und reich zu machen. Ein Scanner hier, eine Digi-Cam da, und schon geht der Entwurf fremd. Das Internet fungiert dabei längst als Instrument zur Beihilfe. Das Plagiat, so viel Erklärung muss sein, unterscheidet sich übrigens von der Fälschung dadurch, dass bei letzterem nicht nur der Entwurf, sondern der Firmenname, das Logo etc. gleich mitgeklaut wird.

links Original, rechts Fake

Aktion Plagiarius

Wer Fälschungen in die Welt setzt, spielt demnach auch in Sachen Markenidentität ein faules Spiel. Es gibt also noch immer genügend Gründe, sauer zu sein und den Plagiarius, diese Art "Falscher-Hund-Trophäe" zu verleihen.

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Aktion Plagiarius

Den ersten Preis erhielt heuer das taiwanesische Unternehmen "Funcenter Industrial Inc." für das gründliche Abkupfern des so genannten Davoser Klappschlittens aus Ulm. Mit dem zweiten Preis darf sich das Konferenzzimmer einer chinesischen Firma schmücken, die eine blasse Variante der Isolierkanne aus dem Hause Alfi produziert. Der dritte Stockerlplatz geht ebenfalls an eine chinesische Firma, die ihre Umsätze mit einem elektrischen Händetrockner aus dem deutschen Holzminden aufbessert.

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Aktion Plagiarius

Um hier aber nicht nur auf Langfinger aus dem fernen Reich der Mitte hinzuhauen, seien diverse, ebenfalls im Rahmen des Plagiarius verliehene Auszeichnungen erwähnt, deren wenig ruhmreiche Preisträger aus den Niederlanden, aus Japan, von den Bahamas, aus Deutschland und sonst woher stammen. Gefälscht wurden Salatschleudern, Feuerzeuge, Vorratsdosen, Lichterketten und sogar das Jahrbuch in Sachen Kommunikationsdesign des "Red dot award".

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Aktion Plagiarius

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Ein Spitzenreiter unter den internationalen Fälschungen dürfte das 1929 in Nürnberg erfundene "Tempo"-Taschentuch sein, das Millionen Nasen mittlerweile in unzähligen Varianten unter die Nase gerieben wird. Das könnte doch Anstoß dafür sein, künftig auch einen Zwerg mit roter Nase zu verleihen. (maik/Der Standard/rondo/03/04/2004)

Infos: Aktion Plagiarius e.V., Nersinger Straße 18, D-89275 Elchingen; info@plagiarius.com

APA