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Sichtlich sehr erfreut über das in Wien Dargebotene - und unmissverständlich in der Äußerung seiner Wünsche: Saudi-Arabiens Kronprinz Abdullah.

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Mit einem Staatsbankett für den saudischen Kronprinzen Abdullah bin Abdulaziz bewies Thomas Klestil zum Schluss seiner Präsidentschaft, wie freundlich der Zusammenprall der Kulturen ablaufen kann.

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Wien – Die Republik hatte ihr Doppeladler-Silberbesteck (oder Kopien?) hervorgeholt und sich in Smoking und – ein paar – Abendkleider geworfen, um dem saudischen Kronprinzen Abdullah das Staatsbankett in der Hofburg auszurichten. Ein prächtiges Ambiente für die 180 Gäste am Mittwochabend, der Prinz verspürte in seiner Tischrede den "Duft der glorreichen Geschichte Österreichs", während Bundespräsident Thomas Klestil mit dem – bei keiner arabisch-austriakischen Gelegenheit zu vermeidenden – Anruf von Kreisky selig weniger weit zurückging.

Aber zuerst wartete man lange in den Antichambres, ging dann für hiesige Verhältnisse spät, um zehn, zu Tisch, und zwar im Defilee am Gastgeber und Margot Klestil-Löffler – die einzige anwesende "Gattin", die wenigen anderen Frauen waren in ihren Funktionen eingeladen – vorbei, die den Kronprinzen in die Mitte genommen hatten. Unkundige Damen befragten Kundigere, ob das Händegeben gestattet sei – es ist, anders als bei offiziellen Iranern (die doch Frauen eine viel größere öffentliche Rolle gestatten, als es in Saudi-Arabien der Fall ist).

Und hatten sich die Iraner 2002 beim Bankett für Präsident Khatami Alkohol auf dem Tisch verbeten, so fand sich diesmal in den Weißweingläsern bei den Gedecken mit nicht arabischen Namen das adäquate Getränk zum pochierten Lachs, während den saudi-arabischen Gästen und überhaupt allen anwesenden Arabern – nicht allen zu ihrer Freude, aber das war korrigierbar – Apfelsaft eingeschenkt war. Später wurde Rotwein respektive roter Fruchtsaft serviert – ob Muslime diese Illusion denn wollen und brauchen, wäre zu bearbeiten.

Zum Essen: Die Arabische- Welt-Kennerin erschrak zuerst etwas angesichts des sehr rosa gehaltenen Lamms – man hat es dort eher gern durch –, aber das ging schon runter, ebenso die Rindsuppe, wenn auch im Fall des Nachbarn der STANDARD-Redakteurin erst nach zoologischer Abklärung. Dieser hatte sich übrigens auch aus der verbotenen Flasche einschenken lassen, versehentlich, wahrscheinlich hatte er nicht glauben können, dass die Giauren da so ungeniert dem Weine zusprachen.

Zu all dem spielte ein Streichquintett: Bestimmt zum Bedauern mancher? Araber, von denen viele ihre Österreich-Rezeption aus "Sound of Music" beziehen – und sie ist bei so einem Staatsbesuch locker aufrechtzuerhalten –, war "Edelweiß" nicht unter dem Dargebotenen. (Gudrun Harrer/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 2.4.2004)