Washington - Die Kommission zur Untersuchung der
Anschläge vom 11. September 2001 wird zu Beginn nächster Woche
Einsicht in mehrere tausend Akten der Clinton-Regierung erhalten, die
ihr bisher von der Regierung von Präsident George W. Bush verweigert
worden war. Zuvor hatte Bruce Lindsey, der Rechtsberater des
damaligen Präsidenten Bill Clinton, vor der Kommission darauf
hingewiesen, dass bisher nicht alle Akten freigegeben worden seien.
Die Anwälte der Kommission wollten die Unterlagen ab Montag prüfen
und wüssten wahrscheinlich schon am Dienstag, ob weitere Material
freigegeben werden sollte, erklärte am Freitag ein Sprecher der
Kommission, Al Felzenberg. "Herr Lindsey hat seine Besorgnis
geäußert. Wir teilen diese Besorgnis. Wir sollten bald wissen, ob da
noch Material ist, dass wir sehen sollten."
Bush-Regierung: "Haben alle relevanten Akten frei gegeben"
Der Sprecher des Weißen Hauses Scott McClellan versicherte, die
Regierung habe alle relevanten Akten freigegeben, werde aber die
Forderung der Kommission natürlich erfüllen. Diese dürfe alle Akten
überprüfen, die sie wolle.
Lindsey hatte am Donnerstag hingegen vor der Kommission erklärt,
diese habe nur 25 Prozent der Akten der Clinton-Regierung gesehen und
daher kein vollständiges Bild von der Anti-Terrorpolitik der
Regierung. Die Vorwürfe Lindseys kamen zu einer Zeit, da sich die
Bush-Regierung ohnehin kritische Fragen gefallen lassen muss, ob sie
wirklich alles getan hat, um die Anschläge zu verhindern.
Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice wird dazu am Donnerstag vor der
Kommission aussagen. Für die Befragung sind etwa zweieinhalb Stunden
angesetzt. Rice wird öffentlich und unter Eid aussagen. Die
Sicherheitsberaterin hatte sich zunächst geweigert, öffentlich vor
der Kommission auszusagen. Das Weiße Haus stimmte am Dienstag
schließlich doch zu. (APA/AP)