Wir erinnern uns: Es gab einmal eine Zeit, eine prädigitale Ära, in welcher man Musik nach eigener Wahl noch auf handlichen Magnetbändern und nicht auf Silberscheiben oder Festplatten speicherte. Die fachgerechte Bespielung dieser in vorformatierten 60- oder 90-Minuten-Varianten erhältlichen Kassetten erforderte weniger technisches Geschick als gutes Timing und ein gewisses Maß an Sensibilität.

Die große Kunst der fachgerechten Aufnahme bestand nämlich darin, das Ende von Band und letzter Nummer sorgfältig aufeinander abzustimmen. In diesem Sinne galt als höchst fahrlässig, wer einfach abhackte. Über ein langsames Fade-Out konnte man gerade noch diskutieren. Unumstrittener König der Disziplin Mixcassette war, wer noch für den kürzesten Bandrest das passende Musikstück in petto hatte.

So weit so gut. Auch Sendeplätze im Fernsehen unterliegen bekanntlich strengen Zeitbegrenzungen. Wenn man also zum Beispiel ein Kulturmagazin ist wie die 3Sat-"kulturzeit" und wieder einmal alle Beiträge durch sind, und immer noch ein bisschen Zeit übrig – was liegt näher, als die verbleibenden Minuten mit einem Musikvideo zu füllen. Wiewohl die Auswahl der gezeigten Clips keinen ersichtlichen Kriterien zu unterliegen scheint, wäre dagegen grundsätzlich nichts einzuwenden.

Nur eines sollte auf gar keinen Fall passieren: Dass nämlich die Sendung aus ist, bevor fertig gesungen wurde. Also bitte: Vorneweg ein bisschen kürzer fassen, einmal ordentlich nachrechnen, Clip korrekt einpassen. Danke. (irr/DER STANDARD; Printausgabe, 6.4.2004)