Viel Arbeit für noch weniger Geld: Die neuen Verträge bringen finanzielle und sozialrechtliche Verschlechterungen für die rund 250 Studienassistenten an der Universität Wien. Rund die Hälfte fliegt sogar aus der Sozialversicherung.

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Wien – "Besonders schlimm ist die Vorgangsweise bei der ganzen Sache", beschwert sich eine der Betroffenen im Gespräch mit dem STANDARD. Bei "der Sache" handelt es sich um die neuen Verträge für Studienassistenten an der Universität Wien. Diese sehen bei gleich bleibender Bezahlung eine längere Beschäftigungsdauer vor: Statt bisher vier soll nun sechs Monate bei gleich bleibendem Salär gearbeitet werden. Der reale Stundenlohn sinkt damit um rund ein Drittel.

Jene, die nur für zehn Wochenstunden beschäftigt sind – das ist rund die Hälfte aller 250 Studienassistenten an der Uni Wien – fallen durch die Neuregelung unter die Geringfügigkeitsgrenze von derzeit 316 Euro. Sozialversichert sind sie damit nicht mehr.

Zur neuen Vertragsgestaltung kam es durch die Implementierung des Universitätsgesetzes 2002. Statt wie bisher vom Bund sind die Assistenten jetzt an der Uni direkt angestellt. Vom Inkrafttreten der Verträge haben sie aber nur auf Umwegen erfahren.

Eigentlich waren die seit Jahren üblichen Kettenverträge bereits vor Semesterbeginn unterschrieben und ohne Einsprüche der Uni-Personalabteilung entgegengenommen worden. Als am 23. März immer noch kein Geld auf dem Konto vieler Assistenten eingelangt war, wurde man misstrauisch. Auf Anfrage beim zuständigen Betreuer in der Personalstelle hieß es dann, man müsse erst die "neuen Verträge" unterschreiben.

"Das war das erst Mal, dass wir davon gehört haben", empören sich die betroffenen Studienassistenten. Die für Personalfragen zuständige Vizerektorin Martha Sebök sieht das naturgemäß anders. Bereits Ende 2003 wären alle Dekanate auf der Website der Uni Wien über die Änderungen im Vertragsverhältnis informiert worden. Zudem fand am 21. Jänner eine Info-Veranstaltung zum Thema statt.

Am 25. Jänner gab es dann eine Aussendung an alle "zur Information", beklagen sich die Assistenten über das immer noch "präsidiale Gehabe" der Universitätsleitung. Informiert wurde auch über die Rückerstattung der Studienbeiträge im Rahmen der neuen Assistentenverträge. Diese Regelung wurde jedoch schon im Dezember des Vorjahres durch einen entsprechenden Senatsbeschluss für alle Universitätsbediensteten festgelegt. Die Assistenten wollen die Refundierung der Studienbeiträge nicht als Bestandteil des Entgelts akzeptieren.

Man plant auch, gegen den einseitigen Vertragsbruch vorzugehen, denn "das ist einfaches Bürgerliches Recht", gibt

man sich etwa an der Rechtswissenschaftlichen Fakultät kämpferisch. Die Details wurden bereits mit einer Anwaltskanzlei abgeklärt. "Wenn sich nichts ändert, werden wir klagen", so eine Betroffene im STANDARD-Gespräch.

Auf Unterstützung ihrer "Chefs", der Professoren, können die Studienassistenten jedenfalls zählen. Ein Brief an Sebök ist bereits in Planung, da man weiß, dass mit dem gebotenen Stundenlohn qualifizierte Leute nicht gehalten werden können. Kommende Woche finden weitere Gespräche mit der Vizerektorin statt, "um Einzelfälle zu diskutieren und Lösungen zu finden", wie es aus deren Büro heißt. (Karin Moser/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2004)