Benita hilft allerorten, ein feines Netzwerk an Benita-Komitees hat in den vergangenen Wochen Österreich überzogen. Es gibt Benita-TV, einen Benita-SMS-Dienst, Benitas Webtagebuch und natürlich Benita selbst. Die zieht mit ihrem Kampflächeln durch die Lande, besucht Bälle, Empfänge, Bankette. Schüttelt Tausende Hände, hat nicht viel zu sagen, aber ist immer freundlich. Als Außenministerin ist sie längst abgemeldet, konsequenterweise sollte sie dieses Amt zurücklegen.

Und Heinz Fischer? Der geht es gemütlich an. Spricht über Friedenspolitik. Zieht Bilanz über den Österreich-Konvent. Was die ÖVP-Kandidatin Benita Ferrero-Waldner an Inhalten vermissen lässt, g’scheitelt der SPÖ-Kandidat zu viel. Bei Fischer fehlt die Action - und die ist, auch wenn man das für bedauerlich halten mag, entscheidend für die öffentliche Wahrnehmung. Während Ferrero-Waldner von einem Event zum nächsten flitzt, dümpelt der SPÖ-Wahlkampf gemächlich dahin. Es würde nicht wundern, wenn sich Fischer samt Wahlkampfteam für eine Woche in den wohlverdienten Urlaub verabschiedet.

Die SPÖ-Manager haben offensichtlich zu sehr auf die Umfragen vertraut, die ihrem Kandidaten einen Vorsprung voraussagten, der eigentlich nicht mehr einholbar erschien. Was in den letzten Tagen allerdings im Feld geforscht wurde, zeigt ein anderes Bild: Die ÖVP-Kandidatin dürfte aufgeholt haben und scheint gefährlich nahe an Fischer herangerückt zu sein. Also Schluss mit der Gemütlichkeit.

Fischer wird sich sehr anstrengen müssen, will er seinen Vorsprung in die Hofburg retten. Das hat man nun auch in der SPÖ erkannt. Die Partei muss aber nicht nur ihrem Kandidaten Beine machen, sondern vor allem auch den Funktionären, die das Rennen als gelaufen ansehen und selbst die Beine ausstrecken. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 7.4.2004)