Wien - Einen Monat vor der Bilanzpressekonferenz für das abgelaufene Geschäftsjahr 2003/04 (per Ende März) hat der steirische Leiterplattenhersteller AT&S am Dienstag die Gewinnprognose deutlich erhöht. Bei einem Umsatz von 317 Mio. Euro (plus 14 Prozent) werde der Nettogewinn mit rund 16,3 Mio. Euro (mindestens 63 Cent je Aktie) fast doppelt so hoch ausfallen wie ursprünglich erwartet. An eine Erhöhung der Dividende ist aber nicht gedacht, denn große Investitionsvorhaben stehen an.

Zusätzlich zu den bereits budgetierten 35 bis 40 Mio. Euro werden voraussichtlich zusätzlich 15 bis 20 Mio. Euro in den Werken Leoben-Hinterberg und Schanghai investiert. Es geht dabei um zusätzliche Fertigungskapazitäten und die technologische Aufrüstung der Werke für hochkomplexe Leiterplatten etwa für UMTS-Handys. Darüber hinaus dürfte am Standort Schanghai ein zweites Werk gebaut werden, eine Entscheidung dazu ist aber noch nicht gefallen.

"Moralische Verpflichtungen"

In der jüngsten Debatte um eine mögliche Abwanderung von AT&S aus Österreich sei man gänzlich falsch verstanden worden, sagte Vorstandschef Willi Dörflinger vor Journalisten. Man habe lediglich den wirtschaftspolitischen Handlungsbedarf in Österreich und Europa zur Standortverbesserung aufzeigen wollen. Schließlich habe AT&S "moralische Verpflichtungen" gegenüber den Mitarbeitern in Österreich, die für den Erfolg des Unternehmens mit verantwortlich seien.

Im angelaufenen neuen Geschäftsjahr 2004/05 will AT&S den Umsatz neuerlich um zehn Prozent und mehr steigern sowie trotz der hohen Investitionen eine "entsprechende" Ergebnisverbesserung erzielen. Dazu trägt unter anderem die fortschreitende Geschäftsverschiebung nach Asien bei.

In drei bis vier Jahren will AT&S je zur Hälfte das Geschäft in Europa und Asien machen. Frühere Überlegungen eines Werksbaus in Brasilien sind derzeit nicht aktuell.

700 Millionen Handys

Neues Wachstum kommt für AT&S aus allen drei Kernbereichen Telekom, Automobil, Industrie, wobei die Mobiltelefonie wieder besonders kräftig anziehen soll. 2003 wurden weltweit rund 440 Mio. Handys gefertigt. In zwei Jahren soll diese Produktionsmenge auf 600 bis 700 Millionen Endgeräte pro Jahr steigen, zitierte Dörflinger einschlägige Schätzungen.

AT&S ist Lieferant für praktisch alle großen Handyhersteller der Welt. Derzeit macht das Unternehmen etwa 60 Prozent seines Umsatzes mit Leiterplatten für Mobiltelefone. (DER STANDARD Printausgabe, 7.4.2004, miba)