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Fritz Gurgiser

Foto: APA/Techt
Eines, sagt Fritz Gurgiser, habe er unterschätzt. Als er vor 17 Jahren das Komitee "Vomp zur Rettung des Lebensraumes" mitbegründete, habe er nicht gedacht, dass "der Widerstand", der Protest gegen die Belastungen des Lkw-Verkehrs, derart lang notwendig sein werde. "Das war mein größter Lebensirrtum", meint der 51-jährige Obmann des Transitforums Austria-Tirol. Heute ist Gurgiser die wichtigste Figur in der alpinen Anti-Transit-Bewegung. Zum zehnten Mal organisiert er nun federführend Proteste, die größten bisher.

Dass derartige "Bürgerversammlungen" auf Straßen, selbst auf der am stärksten befahrenen Nord-Süd-Achse, der Brennerroute, zulässig sind, steht seit vergangenem Juni zweifelsfrei fest. Der Europäische Gerichtshof hatte die Klage einer deutschen Spedition abgewiesen und dem Transitforum Recht gegeben: Das Grundrecht auf Demonstrationen wurde höher eingestuft als die EU-Grundfreiheit des Warenverkehrs. Um "Blockaden", wie die Kundgebungen zum Missfallen der Organisatoren gern bezeichnet werden, handelt es sich also juristisch genau genommen nicht.

Seit der Gründung des Transitforums vor 13 Jahren ist Gurgiser strikt auf parteipolitische und ökonomische Unabhängigkeit bedacht. Politiker waren nur einmal als Redner geduldet, Parteisymbole sind bei den Demos nicht erwünscht. Versuche, ihn, den populären Kopf, für Kandidaturen zum Landtag oder Nationalrat zu bewegen, wies er stets zurück: "Dann wären sie mich losgeworden." An die 40 Tiroler Gemeinden zahlen der NGO einen Mitgliedsbeitrag, der Rest wird aus Spenden finanziert.

Große Fachkenntnis

Trotz dieser gewachsenen Basis liegt die Stärke des Transitforums vor allem in den Fähigkeiten des Obmanns begründet. Gurgiser, dem immer noch das Image des Tiroler Urgesteins anhaftet, dessen markige Sprüche aber zugunsten einer differenzierten, gleichwohl verständlichen Rhetorik in den Hintergrund traten, hat sich in der konstanten Auseinandersetzung große Fachkenntnis der komplexen Verkehrsproblematik angeeignet.

So thematisierte der kaufmännische Angestellte eines Innsbrucker Metallgewerbebetriebs und Vorstand der Tiroler Arbeiterkammer auch die negativen Folgen der hohen Luftbelastung für Betriebserweiterungen: Der Verkehr verursacht so viele Schadstoffe, dass neue Fabriken zu einer Grenzwertüberschreitung führen würden. Dafür erhielt er auch Zustimmung von Industriekapitänen.

"Wir haben einiges durchgesetzt", ist er überzeugt: Lärmschutzbauten an Straße und Bahn, Lkw-Fahrverbote in der Nacht und am Wochenende. Das motiviere ihn. Erholung sucht der Vater zweier Söhne am Berg, mit der Country-Gitarre oder auf einer griechischen Insel. (Benedikt Sauer/DER STANDARD; Printausgabe, 7.4.2004)