Wien - "Irreal hoch" sind für den SPÖ-Abgeordneten Günther Kräuter die Kosten für die Internet-Homepage von Finanzminister Karl-Heinz Grasser, die von der Justiz jetzt doch weiter unter die Lupe genommen werden. Mit seinen neuerlichen Vorwürfen bezog sich Kräuter in einer Aussendung am Mittwoch auf eine Serie von Anfragen an die Ministerien über deren Internet-Kosten. Bisher haben vier Ressorts geantwortet und die Kosten mit bis zu 70.000 Euro angegeben.

Außenministerium

Diese 70.000 Euro - exklusive Umsatzsteuer - stammen vom Außenministerium. In dem Betrag enthalten seien freilich rund 10.000 Euro für eine Muster-Homepage, an der sich die Auslandsvertretungen bei der Erstellung eigener Web-Auftritte orientieren können. Außenministerin Benita Ferrero-Waldner fügte noch hinzu, dass allgemein gültige Aussagen über die Kosten einer Homepage nicht möglich seien, weil Seiten zu den verschiedensten Zwecken und in unterschiedlichem Umfang erstellt würden. EU-Vorsitzländer etwa würden bis zu siebenstellige Euro-Beträge aufwenden.

Verteidigungsministerium

Auch Verteidigungsminister Günther Platter (V) verwies auf die mangelnde Vergleichbarkeit. Zu den Kosten seines Hauses wollte er aber nicht Stellung nehmen. Er meinte nur, dass sämtliche Tätigkeiten von Angehörigen seines Ressorts "im Rahmen des laufenden Verwaltungsbetriebs" wahrgenommen würden.

Gesundheitsministerium

Ausführlicher äußerte sich Gesundheitsministerin Maria Rauch-Kallat (V). Ein Internet-"Neustart" habe vor knapp zwei Jahren 17.760 Euro gekostet. Nach der Neuordnung der Ministerien im Vorjahr seien dann mehr als 8.000 Euro für die Neugestaltung verwendet worden. Für das Jahr 2004 rechne man mit Gesamtkosten von 15.012 Euro.

Landwirtschaftsministerium

Das Landwirtschaftsministerium wiederum hat für den derzeitigen Auftritt 23.380 Euro ausgegeben. Teurer war mit mehr als 35.000 Euro der Erstauftritt im Jahr 1999. Weitere Anfragebeantwortungen lagen am Mittwoch noch nicht vor.

240.000 Euro "nahezu unmöglich"

"Die nunmehr einlangenden Ergebnisse dieser Anfragen zeigen klar, dass es nahezu unmöglich ist, 240.000 Euro für den Betrieb einer Homepage auszugeben", so Kräuter dazu in einer Aussendung. Er will die Ergebnisse der Anfrage-Serie der Staatsanwaltschaft "zu Vergleichszwecken" zur Verfügung stellen.

Stronach: Mit Homepage nichts zu tun

Der Austro-Kanadier Frank Stronach, für dessen Magna-Konzern Grasser früher tätig war, hat unterdessen Spekulationen zurückgewiesen, er könnte an Zahlungen für den Homepage-Verein beteiligt sein. Er habe mit der Homepage "bestimmt nichts zu tun", so Stronach am Mittwoch im Ö1-"Mittagsjournal". Zur Beurteilung der Causa sagte der Unternehmer, er finde es "schade", dass sich fast das ganze Parlament mit der Causa befasse, er betrachte die Causa "fast ein bisschen wie ein Kasperltheater". In seinen Augen sei Grasser jedenfalls ein "tüchtiger Mann", er würde ihn auch wieder bei Magna beschäftigen. Und: "Auch von der Ethik her schätze ich ihn sehr." (APA)