In seiner Jugend war der Herr Professor ein "Hammer". Zwei Jahre lang machte Gerald Schöpfer für sein gleichnamiges Kabarett den Conférencier und Texter - 1963 bis 1965 trat "Der Hammer" nicht nur im Forum Stadtpark auf, sondern kam mit seinen Programmen sogar bis nach Zürich. Mit im Team war damals Günther Horvatek, nachmals SP-Landesparteisekretär. Dem Hang zum leichten Wort und seiner publikumswirksamen Verpackung ist der spätere Leiter des Medienkundlichen Lehrgangs an der Grazer Uni (1995) und Mitverfasser der "Medienstudie Steiermark" (2002) recht früh nachgegangen.

Studiert hat der am 16. Jänner 1944 in Graz geborene Schöpfer aber zunächst einmal etwas Handfesteres, nämlich Rechtswissenschaften. Nach seiner Promotion im Jahr 1967 blieb er als Assistent an der Fakultät und doppelte seine akademischen Würden mit dem Doktorat der Staatswissenschaften 1972 auf. Drei Jahre später folgte die Habilitation in Wirtschafts- und Sozialgeschichte, 1977 die Berufung zum Ordinarius dieses Faches an die Sozialwissenschaftliche Fakultät.

Der Kultur treu geblieben

Der Kultur und ihrer Darstellung blieb Schöpfer jedoch zeit seiner akademischen Karriere in verschiedener Weise treu. 1989 betreute er als wissenschaftlicher Leiter die Landesausstellung "Menschen & Münzen & Märkte" in Judenburg. Vier Jahre später kümmerte er sich um "Peter Rosegger und seine Zeit".

Als Chefredakteur der Kulturzeitschrift steirische berichte beteiligt sich Schöpfer, der verheiratet und Vater zweier Kinder ist, seit 1972 aktiv am kulturpolitischen Diskurs im Land, den er nicht nur als Rezensent wesentlich mitgeprägt hat. Als Mitglied der Jury zur Vergabe des Landesforschungspreises, des Erzherzog-Johann-Forschungspreises, des Hans-Koren-Kulturpreises und seit 2001 als Obmann des "Steirischen Gedenkwerkes Josef Krainer" gehört Schöpfer sicherlich zum Kreis jener Macher, die in der Steiermark die Laufrichtung der "offiziellen" Kultur und Wissenschaft bestimmen. Gerade seine intellektuelle Herkunft und Sozialisation, die ihm hohe Auszeichnungen des Landes und des Bundes eingetragen haben, werden Schöpfer in seiner neuen politischen Funktion nicht ein^stimmig als Startvorteil ausgelegt. Zu schöngeistig für einen Job, zu dessen Anforderungen auch der tägliche Umgang mit den Begehrlichkeiten geeichter Manager und Wirtschaftstreibender zählt, sei der Neue, hört man bereits hie und da.

Schöpfer kann dem entgegenhalten, dass ihm die Praktiken der Praktiker durchaus nicht fremd sind, schließlich hat er als Werkstudent unter anderem als Schadensreferent eines Versicherungsunternehmens gearbeitet. Und um Schadensbegrenzung im Unternehmen Steiermark geht es nun doch auch wieder, irgendwie. (Samo Kobenter, Der Standard, Printausgabe, 09.04.2004)