Kabul - Der afghanische Kriegsherr Gulbuddin Hekmatyar hat seine Landsleute am Montag zum Aufstand gegen die USA und ihre Verbündeten nach dem Vorbild der irakischen Mujaheddin aufgerufen. Wie im Irak sei nun auch in Afghanistan die Zeit für den Aufstand gegen die "Besetzer" gekommen, hieß es nach Informationen der in Pakistan ansässigen afghanischen Nachrichtenagentur AIP in der Erklärung Hekmatyars. Die radikalislamischen Taliban kündigten Angriffe gegen die afghanische Regierung an. Im Norden des Landes entbrannten am Wochenende heftige Kämpfe zwischen Kriegsherren, während im Grenzgebiet zu Pakistan eine neue Offensive gegen El-Kaida-Kämpfer begann.

"Zeit für einen Volksaufstand"

Der frühere Regierungschef Hekmatyar betonte in einer Erklärung, die Afghanen müssten versuchen, noch "vor den Irakern die Souveränität" zu erlangen. Er bekundete seine Unterstützung für den radikalen irakischen Schiitenführer Muktada el Sadr, dessen Milizen die US- Truppen im Irak erbittert bekämpfen. Die Lage in Afghanistan zeige, dass die Zeit für einen Volksaufstand bald gekommen sei, so Hekmatyar. Der Führer der Rebellenorganisation Hesb-i-Islami, die in den 80er Jahren gegen die sowjetischen Truppen kämpfte, gehört inzwischen zu den von den USA meistgesuchten Männern.

Taliban töten Geheimdienstchef

Taliban-Sprecher Abdul Latif Hakimi kündigte eine Ausweitung der Angriffe auf US-Soldaten und Vertreter der Regierung von Präsident Hamid Karzai an. "Unser Hauptziel ist es, die Gouverneure und andere Provinz-Beamte loszuwerden. Wir haben Kämpfer in den meisten Provinzen und werden unsere Operationen in den kommenden Tagen intensivieren und den Koalitionstruppen eine Lektion erteilen", sagte Hakimi am Montag in Kandahar. Mitglieder der Taliban töteten nach Angaben Hakimis den afghanischen Geheimdienstchef der Provinz Uruzgan, Ahmadullah.

Kämpfe weiten sich aus

Die Unruhen im Norden Afghanistans weiteten sich unterdessen aus. Bei Feuergefechten zwischen Soldaten rivalisierender Kriegsherren wurden am Wochenende erneut mehrere Kämpfer getötet. Die Schusswechsel in Kod-i-Bark, rund 300 Kilometer nordwestlich von Kabul, folgte blutigen Zusammenstößen in Majmana, wo nach UNO-Angaben am Sonntag mindestens eine Person getötet und zehn Menschen verletzt wurden.

Anhänger des usbekischen Kommandanten Rashid Dostum und seines tadschikischen Rivalen Atta Mohammed lieferten sich nach Angaben beider Seiten in der Nacht zum Sonntag Gefechte in Kod-i-Bark. Etwa 500 Milizionäre Mohammeds hätten Häuser Dostums und seiner Parteiführer geplündert, sagte ein Sprecher des Usbeken.

AIP berichtete auch von Auseinandersetzungen zwischen Anhängern Dostums mit jenen des ehemaligen Ministerpräsidenten Burhanuddin Rabbani. Die Milizionäre Rabbanis hätten die Kontrolle über das Gebiet von Dehdadi errungen, das rund fünf Kilometer südlich von Mazar-I-Sharif liegt, der Provinzhauptstadt der Dostrum-Hochburg Balkh. Über Tote oder Verletzte bei den Kämpfen am Samstag machte AIP keine Angaben.

Offensive gegen El Kaida

In der Provinz Khost im Süden des Landes durchkämmten am Wochenende rund 600 afghanische und 100 amerikanische Soldaten Wälder und Höhle auf der Suche nach Kämpfern der radikalislamischen Taliban sowie des Terrornetzwerks El Kaida, wie Militärsprecher Sakim Khan am Montag bekannt gab. Auf pakistanischer Seite bereiteten die Regierungstruppen ebenfalls eine Militäraktion vor, erklärte Khan. Die afghanischen Truppen zielten auch darauf, einen möglichen Fluchtweg für Extremisten über die Grenze abzuschneiden.

Die US-geführten Truppen forderten die Bevölkerung im afghanisch-pakistanischen Grenzgebiet unterdessen mit dem Abwurf tausender Flugblätter auf, Informationen über El-Kaida- und Taliban-Kämpfer zu liefern. Die auf Persisch und Paschtu verfassten Flugblätter Papier riefen auch dazu auf, den Behörden auch Informationen über die Milizen Hekmatyars mitzuteilen. (APA/AP/dpa/Reuters)