Foto: Photodisc
Echte Investmentlegenden, deren Meinung über Jahrzehnte gefragt bleibt, gibt es an den Börsen nur relativ wenige. Zu ihnen zählt aber zweifellos Jim Rogers. Berühmt wurde Rogers schon in den siebziger Jahren, als er zusammen mit George Soros ausgesprochen erfolgreich den Quantum Fonds verwaltete. Doch Rogers bewies nicht nur damals und in den Staaten, daß er in der Lage ist, neue Trends an den Finanzmärkten frühzeitig zu erkennen. Auch die Wiener Börse wurde 1985 durch Rogers respektive seinem Artikel im Anlegermagazin Barrons aus ihrem jahrzehntelangen Dornröschenschlaf wachgeküsst.

Egal, ob Gold...

Auch heute, im Alter von 62 Jahren hat Rogers seinen Spürsinn nicht verloren. Das zeigt sich an der momentan laufenden Rohstoff-Hausse. Diese hat er frühzeitig vorhergesagt und aus diesem Grund im Jahr 1998 einen Rohstoff-Fonds gegründet. Der Rogers International Commodity Index Fund hat es seitdem auf ein Plus von rund 150 Prozent gebracht und weist damit eine der besten Wertentwicklungen überhaupt auf. Doch nicht allein der Blick auf den Charts des Rogers-Index lässt des Anlegers Herz höher schlagen: Alle Kurven für Metalle weisen seit mehreren Jahren nach oben. Eines ist dabei allen Metallen gemeinsam: Das Angebot kann nicht beliebig ausgeweitet werden. Die Gründe für die steigende Nachfrage sind indes vielfältig. So profitiert Gold gleich von mehreren Faktoren: In Zeiten politischer Unsicherheit ist das gelbe Metall als Wertaufbewahrungsmittel gefragt. Für Gold spricht - ausser seinem Ruf als sicherer Hafen - die Dollarschwäche. Es spiegelt die Entwicklung der US-Valuta und gilt deshalb als sicherere "Währung". Solange der Dollar sinkt, wird der Aufwärtstrend in Gold anhalten.

...oder Platin

Die wohl eindrücklichste Hausse unter den Edelmetallen läuft aktuell in Platin ab. Derzeit notiert es auf einem 24-Jahres-Hoch. Der Bedarf Chinas spielt dabei eine entscheidende Rolle. Ausser für Schmuck wird dieser Rohstoff vor allem für Autokatalysatoren verwendet. Ein Katalysator enthält 1 bis 6 Gramm Platin. Weil die Umweltvorschriften immer strenger werden, dürfte die Nachfrage nach dem Metall weiter wachsen und den Preis stützen. Seit Jahresbeginn wird am Markt aber spekuliert, dass die Autoindustrie zum günstigeren Schwestermetall zurückkehren könnte - noch vor wenigen Jahren wurde für Katalysatoren Palladium verwendet, wegen des hohen Preises wurde dann aber auf Platin gewechselt. Noch halten die Produzenten an Platin fest. Sollte sich das Metall weiter verteuern, ist ein erneuter Wechsel aber nicht auszuschliessen.

....oder Basismetalle:

Während sich In Gold und Platin schon seit längerem ein Aufwärtstrend ablesen lässt, begannen Basismetalle sowie Silber und Palladium erst im Verlauf des Vorjahres oder Anfang dieses Jahres zu haussieren, verzeichneten dafür aber zum Teil markante Preisavancen. Nicht nur für Platin, sondern auch für Basismetalle hängt viel von der Entwicklung Chinas ab. Dort wurden im Jahr 2003 76 Prozent mehr Autos verkauft als im Vorjahr. Das zeigt sich auch in Blei, das unter anderem für Autobatterien verwendet wird. China hat einen immensen Nachholbedarf - nicht nur an Fahrzeugen. In den Städten wird ein Gebäudekomplex nach dem anderen aus dem Boden gestampft.

Basismetalle wiederum gehören zu den wichtigsten Rohmaterialien im Baugewerbe. Ausser Kupfer finden auch Nickel, das wie Eisenerz für die Stahlproduktion eingesetzt wird, und Aluminium Verwendung. Der Verbrauch steigt auch dank der chinesischen Industrie, die rasant wächst. Chinas Bedarf nimmt deshalb weiter zu, wenngleich die (Metall)hausse nicht alleine China zuzuschreiben ist. Auch die USA, Japan und Deutschland sind wichtige Konsumenten. Die Erholung der Weltwirtschaft, im Zuge derer mehr Metalle verbraucht werden, ist deshalb für die Preisentwicklung entscheidend, aber nicht alleine.

Legenden bleiben stets unter sich....

Börsenmagier André Kostolany würde sagen, die Rohstoffe gehen aktuell von starken in schwache Hände über. Viele Anleger, die nun, angelockt durch die öffentliche Debatte, beginnen, sich für Rohstoffe zu interessieren, verstehen vermutlich eher wenig von dem komplizierte Kräfteverhältnis von Angebot und Nachfrage auf diesen Märkten. Jedenfalls weniger - so die börsenpsychologische These von den starken und den schwachen Händen - als diejenigen Anleger, die auf dem Tiefpunkt gekauft haben, als Rohstoffe "out" waren: Kaum ein Anleger gab zu, die seit 21 Jahren Verlust einfahrenden Rohstoffe im Portfolio zu haben. Das Gegenteil ist derzeit der Fall. Kostolany würde vermutlich sagen, daß die jetzt neu investierenden, eher unbeleckten Anleger zwingend ihr Lehrgeld werden zahlen müssen. Erst wenn sie mit Verlust aus dem Markt wieder heraus sind, kann es mit der Hausse weitergehen. Und vieles, wie vor allem der unverändert absturzgefährdete US-Dollar, den die Produzenten mit Sicherheit zu weiteren Preiserhöhungen verhelfen würde, deutet darauf hin, dass diese Hausse an den Rohstoffmärkten an-, und Jim Rogers wieder einmal recht behält.