Halbwüchsige junge Männer haben es heute schwer, Orientierung zu finden - weil in den Familien männliche Vorbilder (oder auch Gegenbilder) fehlen. Der Historiker Wolfgang Schmale beleuchtet, dass die Suche nach "neuen männlichen Identifikationsmöglichkeiten" schon seit mindestens vier Jahrzehnten andauert - und dabei tendenziell schwieriger geworden ist, weil auch noch die Identifizierung von Männlichkeit und Beruf wegfällt; und zwar nicht nur durch die Öffnung der Berufswelt für Frauen, sondern auch durch Erlebnisse des Versagens und Arbeitslosigkeit.
Im langen Betrachtungszeitraum des Buches wird deutlich, dass "Männlichkeit im Unterschied zu Weiblichkeit zu markieren . . . schwieriger" wird. Da hilft es nicht einmal, fiktiven Idealbildern nachzueifern, etwa indem man versucht, den in den Medien als Vorbild verkauften muskulösen, kräftigen, "effektiven" Körper durch Training und Diäten zu erreichen: "Zu den auffälligsten Befunden zählt im Übrigen, dass Frauen diesen Idealkörper in großer Mehrheit ablehnen."